Ehemalige Mitarbeiter über die Gründe, warum Siri für Apple zum Problem wurde
Spätestens seit dem Verkaufsstart des HomePod in den ersten Ländern ist Siri wieder in aller Munde. Allerdings sind die Stimmen zu diesem Thema nahezu ausnahmslos negativ. Die Kollegen von The Information haben sich dem nun einmal angenommen und einen tiefen Einblick in die Art und Weise veröffentlicht, wie sich Siri von einer vielversprechenden technologie zu einem großen Problem für Apple entwickelt hat. Dabei hat man sich vor allem auch mit einigen ehemaligen Apple-Mitarbeitern unterhalten, die in verschiedenen Teams an der Entwicklung von Siri mitgearbeitet haben. Interessanterweise haben gleich mehrere davon angegeben, dass Apple Siri unbedingt in das iPhone 4s packen wollte, obwohl die Technologie eigentlich noch nicht soweit gewesen ist. Dies habe unter anderem dazu geführt, dass es mehrere Diskussionen gab, ob man die Fehler beheben oder lieber noch einmal bei Null beginnen sollte.
Seinerzeit hatte der ehemalige iOS-Chef Scott Forstall die Aufsicht über die Siri-Teams. Dieser allerdings musste sich zeitgleich auch noch um verschiedene andere große Projekte kümmern, darunter auch Apples hauseigene Karten-App, deren Start man ebenfalls mächtig in den Sand setzte. Um die Arbeit ein wenig mehr zu verteilen, übertrug Forstall seinerzeit Richard Williamson die Aufsicht über das Siri-Team. Auch Williams war übrigens gleichzeitig in leitender Position an der Karten-App beteiligt. Eben jener Richard Williamson soll dann auch eine Reihe von Entscheidungen getroffen haben, mit denen der Rest des Siri-Teams nicht einverstanden war, wie die Gesprächspartner übereinstimmend zu Protokoll gaben. Unter anderem habe Richardson entschieden, dass die Fähigkeiten von Siri lediglich einmal im Jahr ausgeweitet werden sollten. Williamson widersprach dieser Darstellung inzwischen in einer E-Mail:
"After launch, Siri was a disaster. It was slow, when it worked at all. The software was riddled with serious bugs. Those problems lie entirely with the original Siri team, certainly not me."
Sowohl Forstall als auch Williamson wurden letzten Endes beide im Jahr 2012 von Apple gefeuert, was vor allem mit dem angesprochenen verpatzten Start der hauseigenen Karten-App in iOS 6 gesehen wurde. Vor allem der Abschied von Forstall enttäuschte die interviewten ehemaligen Mitarbeiter, da dieser stets hinter ihnen stand und das glaubte, was sie taten. Die Aufgaben von Forstall wurden anschließend an Jony Ive und Craig Federighi übertragen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass das Siri-Team offenbar erst 2015 von Apples Plänen für den HomePod erfuhr. Die Entwicklung des smarten Speakers begann allerdings schon im Jahr 2012. Apples Geheimhaltungs-Strategie verhinderte aber offenbar, dass das Siri-Team bereits frühzeitig in die Entwicklung eingebunden wurde. Offenbar war Siri ursprünglich auch gar nicht für den Funktionsumfang des HomePod vorgesehen. Erst als Amazon 2014 den ersten Echo vorstellte, dämmerte es offenbar auch bei Apple, welches Potenzial Sprachassistenten in den vier Wänden der Nutzer haben können.
Der Bericht bekräftigt noch einmal, dass Siri der Hauptgrund dafür sei, dass der HomePod die in ihn gesetzten Erwartungen bislang nicht erfüllt habe. Vor allem sei Siri nach wie vor weit davon entfernt, mit den Konkurrenten Amazon Alexa und Google Assistant mithalten zu können. Vor allem das Fehlen einer umfassenden Anbindung von externen Apps wird hier als Problem angesehen. Aktuell umfasst das erst 2016 veröffentlichte SiriKit-Framework aktuell lediglich 10 Bereiche, in denen App-Entwickler Siri nutzen können.
Auch Apple hat inzwischen auf den Bericht von The Information reagiert und dabei betont, dass Siri der weltweit populärste Sprachassistent sei und sich schnell und stetig verbessere:"We have made significant advances in Siri performance, scalability and reliability and have applied the latest machine learning techniques to create a more natural voice and more proactive features. We continue to invest deeply in machine learning and artificial intelligence to continually improve the quality of answers Siri provides and the breadth of questions Siri can respond to."
Der komplette Bericht ist absolut einen Abstecher wert und enthält zahlreiche interessante Aussagen der interviewten ehemaligen Apple-Mitarbeiter: The Seven-Year Itch: How Apple's Marriage to Siri Turned Sour
Kommentare
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Chris am :
Veeman am :
SiD am :
Ich finde es viel schlimmer, dass die Menschen so dumm sind Geld daf\374r zu bezahlen und sich freiwillig eine Wanze zu Hause in ihre 4 W\344nde zu stellen um permanent abgeh\366rt zu werden...
Das zeigt mir, wie verbl\366det die Generation geworden ist...
DanSen am :
Weilicheinapflebin am :
DanSen am :
SiD am :
Wenn dann w\374rde ich ihn nicht mit dem Internet verbinden!!!
Bei meinem Mac Book klebe ich Kamera und Mikrofon ab, macht M. Zuckerberg auch so \ud83d\ude09
Beweisen sie mir lieber, dass das nicht so ist, dass die Ger\344te permanent mit h\366ren...
Und selbst eine Apple Wanze/Lautsprecher kommt bei mir nicht hin \ud83d\ude09
SOE am :
123 Erst als Amazon 2014 den ersten Echo vorstellte, dämmerte es offenbar auch bei Apple, welches Potenzial Sprachassistenten in den vier Wänden der Nutzer haben können. 321
Während Stevie angeblich noch auf dem Sterbebett die "Lösung" für die Zukunft des Fernsehens hatte, gibt es bei Apple offenbar keinen mehr, der sich vorstellen kann, wie unser Umgang mit Technologie in 5 oder 10 Jahren aussehen könnte.
Mensch, Apple, begeistert mich doch endlich mal wieder. Seit mutig. Hört auf Altbackenes, Nintendo, Amazon oder Microsoft zu kopieren und fangt endlich an Risiken einzugehen.
Norman am :
Anonym am :
Von MP3 player \374ber Smartphone, Watch, speaker, Laptop auch mit touchbar, Drahtlos Kopfh\366rer usw. usw.
SOE am :
Ja, vor dem Mac gab es auch Konzepte für eine grafische Benutzeroberfläche. Keinen hat es interessiert, "Oh Codezeilen funktionieren doch auch".
Ja, vor dem iPhone gab es auch Handys mit Computeroberfläche. Simpel waren diese nicht. "Oh, packen wir einfach Windows in ein 4"-Gerät, das reicht doch."
Nur zwei Beispiele von Unzähligen. Die Konkurrenz ist doch inzwischen nur deshalb so (Dreiviertel) benutzerfreundlich, weil sie gemerkt haben, dass man damit tatsächlich Erfolg haben kann. Dass die Kunden eben nicht aus Nerds bestehen, die gerne basteln.
Das kann Apple auch noch. Das AppleTV bspw ist bedienerfreundlich und es macht Spaß ihn zu benutzen. Ganz im Gegensatz zu den "smarten Oberflächen" der Fernseher.
Aber es fehlt die Vision. Eine Idee, die seit zehn Jahren von der Konkurrenz entwickelt wird plötzlich als "Zukunft des Fernsehens" zu bezeichnen, ist ein Witz. Die von Microsoft verwendete Stiftbedienung für das iPad zu perfektionieren, als "whole new dimension" und das dazugehörige Gerät als "Pro" zu verkaufen, ist armselig.