Steve Jobs Interview auf der D8 Conference

Steve Jobs über...
Flash: Apple hat nur begrenzte Ressource, weswegen man sich entscheiden müsse auf welches Pferd man setzt. Man habe sich in diesem Fall für die aufstrebende Technologie HTML5 und gegen das proprietäre Flash entschieden. Das mag manch einer als "verrückt" bezeichnen. Aber ähnliches habe man bereits erlebt, als man Floppy-Drives, serielle und parallele Schnittstellen oder das optische Laufwerk beim MacBook Air entfernt habe. Der offene Brief zum Thema Flash war lediglich eine Reaktion auf Adobes permanentes Breittreten des Themas in der Öffentlichkeit. Apple sieht sich durch die Popularität von iPhone, iPod touch und iPad in der Entscheidung gegen Flash bestätigt.
Microsofts kleineren Marktwert gegenüber Apple: "It doesn´t matter very much. It´s not what´s important. It´s not what makes you come to work in the morning...It is a little surreal."
die "verlorenen" iPhone Prototypen: Mobiltelefone müssen in freier Wildbahn getestet werden, weswegen solche Pannen vorkommen können. Dabei sei nach wie vor nicht geklärt, ob das Gerät verloren oder gestohlen wurde. Mit etwas Ironie sieht Jobs in der ganzen Geschichte einen filmreifen Stoff mit Diebstahl, Hehlerei, Erpressung und "probably sex in there somewhere..."
die Foxconn Selbstmordserie: Apple ist bemüht, Licht in die Sache zu bringen, da man die Vorfälle sehr ernst nehme. Im Verhältnis gesehen sei die Selbstmordquote bei Foxconn jedoch "unter dem US Durchschnitt" (13 suicides out of 400,000 workers this year is less than the U.S. rate of 11 per 100,000). Man werde jedoch alles erdenkliche tun, um solche Vorfälle in Zukunft auf ein Minimum zu reduzieren.
die geänderten iPhone SDK Nutzungsbedingungen: Die Statistiker von Flurry haben bereits vor der offiziellen Vorstellung von iPhone OS 3.2 und iPhone OS 4 berichtet. Ebenso von einem "unbekannten Gerät" welches auf dem Firmengelände von Apple getestet würde. Dies habe Apple stark verärgert, was sich letztlich in den geänderten Nutzungsbedingungen niedergeschlagen hat. Zukünftig werde man statistische Erhebnungen nur noch zu werbezwecken gestatten und ohne die Einbeziehung von Geräteinformationen. Man werde mit Flurry sprechen wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist.
den Konkurrenzkampf mit Google: Die Entscheidung in Konkurrenz zu treten sei von Google, nicht von Apple gekommen. Die Situation sei nunmal wie sie ist, was aber nicht bedeute, dass Apple Google aus dem iPhone OS verbannen werde. "Just because we´re competing doesn´t
mean we have to be rude." Zudem sieht Jobs keinen Plattformkrieg mit Google, wie es früher mit Microsoft der Fall war. Man nehme die Situation zwar zur Kenntnis, fokussiere sich jedoch eher darauf, gute Produkte herzustellen. Apple habe keine Pläne, in das Geschäft der Suchmaschinen einzusteigen. Auch die Übernahme von Siri diene eher dem Aufbau von künstlicher Intelligenz, welche später in Produkte einfließen könnte.
die mögliche Aufhebung der Providerbindung in den USA: Apple sieht durchaus Vorteile durch einen Wegfall der Bindung an AT&T. Allerdings könnte man keine Auskunft darüber geben, wann dies geschehen werde. Ob dies auch in Deutschland demnächst der Fall sein könnte, war logischerweise nicht Teil des Interviews. Die Zeichen deuten jedoch auf eine Öffnung des Markts in der näheren Zukunft.
das iPad: Er werde manchmal ausgelacht wenn er das iPad als "madical" bezeichnet. Apple habe mit dem iPad die Barriere zwischen den Menschen und dem Computer nieder gerissen, kratzt aber momentan noch an der Oberfläche. Die Zeit wird viele der Einschränkungen, die das iPad heute noch hat, aufheben. Man könne noch gar nicht absehen, welche Möglichkeiten sich durch die Apps der Zukunft noch ergeben werden. Die Entwicklung des iPad begann bereits vor der Entwicklung des iPhone, welches daraus hervorgegangen ist. Apple habe erkannt, dass das iPhone im zeitlichen Kontext wichtiger war, weswegen man die Entwicklung verstärkt voran getrieben habe. Auf die Frage ob das iPad den klassischen Journalismus retten könnte antwortete Jobs, dass er alles dafür tun werde. Er möchte verhindern, dass die USA eine "Nation der Blogger" werde. Eine editoriale Kontrolle sei extrem wichtig für eine seriöse Berichterstattung. Hierfür müssen neue Wege geschaffen werden, damit die so erstellten Inhalte auch gebührend entlohnt werden. Das iPad bietet deutlich mehr Möglichkeiten als gedruckte Zeitungen oder mehr oder weniger statische Webseiten. Die Inhalte auf dem iPad sollten dennoch kostengünstiger sein. "The biggest
lesson Apple has learned is price it aggressively and go for volume." Auf die Frage ob das Tablet den klassischen Computer in Zukunft ersetzen werde reagierte Jobs mit einem Vergleich aus der Automobilindustrie. Waren es in füheren Zeiten große Wagen die benötigt wurden um die Aufgaben in einer Agrarnation zu erledigen, wurden später kleinere Autos populär als die Menschen begannen in die Städte zu ziehen. Gleichzeitig sind die großen Maschinen aber nie ganz verschwunden, was auch auf PCs zutreffen wird. Ob es das iPad sein wird, welches den PC ersetzt und wann der endgültige Umschwung kommen wird, steht jedoch in den Sternen.
den Anstieg von Preisen im E-Book Markt: "The new
structure allows pricing to be more sensitive to consumers and should
allow prices to eventually go down."
den AppStore-Zulassungsprozess: Auf dem iPhone OS gebe es zwei Plattformen, die relevant sind. Die eine ist HTML 5, welches komplett offen und unkontrollierbar ist, aber dennoch von Apple unterstützt werde. Die andere ist der AppStore. Hierfür habe man Regeln aufgestellt, an die sich die Entwickler halten müssen. Geschieht dies nicht, wird die App entweder nicht zugelassen oder anschließend wieder entfernt. Dass dabei hin und wieder Fehler passieren können, lässt sich leider nie ganz ausschließen.
seinen typischen Arbeitstag: "I have one of the best jobs in the world. I
get to come in and work with some of the most brilliant people in the
world. We play in the best sandbox. We´re structured like a start-up.
We´re the biggest start-up on the planet. And we all meet once a week to
discuss our business...and there´s tremendous teamwork at the top and
that filters down to the other employees."
den Einstieg in das Werbegeschäft: Man versuche auf diesem Wege den Entwicklern eine Einnahmequelle zuöffnen. Apple selbst werde daran zwar auch verdienen, aber nicht besonders viel. Die Nutzung von mobilen Plattformen wie Mobiltelefonen oder Tablets sei anders als das Verhalten am Computer. Während auf letzterem häufig Suchmaschinen verwendet werden, werden auf mobilen Geräten hauptsächlich Apps genutzt. Die Werbung müsse hier also innerhalb der Apps platziert werden, damit die Entwickler Geld verdienen können. Apple habe den Vorteil, diese Möglichkeit direkt in der iPhone OS zu integrieren.
Cloud Computing: Apple habe erkannt, dass man Wege schaffen müsste, über die User Inhalte zwischen ihren verschiedenen Geräten synchronisieren können. Die Cloud ist eine Möglichkeit hierfür. Nach einem möglichen Zeitplan gefragt, antwortete Jobs: "We´re working on it."
Apple TV: Niemand möchte für eine zusätzliche Set-Top Box bezahlen. Das werden sowohl Apple, als auch TiVo,
Roku und bald auch Google erkennen müssen. Die Idee müsse umgestrickt werden, damit die Kunden solche Geräte nutzen wollen.
Einen ausführlichen Mitschnitt in Englisch bieten die Kollegen von MacRumors. Auf der offiziellen D8 Webseite gibt es das Interview zudem in mehreren kleinen Videos zu sehen.
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