iPod-Event Review

Neue iPods
Wie zu erwarten war, hat Apple seine komplette iPod Familie (lässt man den guten alten iPod classic einmal außen vor) einer optischen und technischen Frischzellenkur unterzogen. Am radikalsten ging man dabei mit dem iPod nano um, den man auf das allernötigste eingedampft hat. Gerade einmal 4 x 4 cm misst das gute Stück nun noch. Unter anderem wurde hierfür das charakteristische ClickWheel geopfert. Stattdessen bedient man den nano nun über ein Multitouch-Display. Wie gut sich dies in der Praxis bewerkstelligen lässt und ob das neue Konzept bei den Nutzern ankommt, muss sich sicherlich erst noch zeigen. Mir persönlich gefällt die Idee und das Design des neuen nano. Ich fand allerdings auch die vorletzte Generation sehr schön, so dass ich da ein wenig ziegespalten bin. Auch die erst im vergangenen Jahr eingeführt Kamera auf der Rückseite des iPod nano hat in diesem Jahr schon wieder ausgedient. An selber Stelle befindet sich nun ein vom iPod shuffle abgeschauter Clip, um das Gerät z.B. an der Kleidung zu befestigen. Auch kann der neue nano keine Videos mehr abspielen, was dem einen oder anderen Nutzer fehlen wird. Immerhin hat er aber das integrierte FM-Radio behalten. Alles in allem sicher ein radikaler Schritt, dessen Erfolg erst noch abgewartet werden muss. Möglich auch, dass Apple in Zukunft wieder einen Schritt zurück machen wird, wie man es nun auch beim iPod shuffle (siehe weiter unten) getan hat. Der neue nano ist die einzige Neuvorstellung, die ich gleich gestern Abend noch bestellt habe. Im Großen und Ganzen entspricht die neue Generation den im Vorfeld laut gewordenen Gerüchten. Selbst die aufgetauchten Mock-Ups waren bereits ziemlich nah am Original. Von daher hat die Gerüchteküche hier ganze Arbeit geleistet.
Optisch größere Veränderungen gab es auch beim iPod shuffle. Hier hat Apple nach dem radikalen Weglassen von Bedienelementen bei der letzten Generation in diesem Jahr einen Schritt zurück gemacht. Auf der Vorderseite befinden sich nun wieder die ringförmig angeordneten Bedienelemente und das Design erinnert wieder stark an die vorletzte Generation. Aus meiner Sicht ist dies der richtige Schritt. Die Bedienung über die Kopfhörer hat zwar funktioniert, dennoch bediene ich das Gerät lieber "direkt". Erstaunlich ist, dass die Gerüchteküche zum shuffle im Vorfeld nichts in Erfahrung gebracht hatte. Allerdings sind die Neuerungen auch nicht allzu spektakulär.
Der iPod touch hat sich mehr innerlich als äußeröich verändert. Zwar ist das Gerät im Vergleich zu seinem Vorgänger noch einmal ein kleines Stück dünner geworden, im großen und ganzen blieb das Design aber erhalten. Im Inneren hat Apple den iPod touch an das iPhone 4 angenähert. So finden sich nun auch hier ein Apple A4-Chip, das Retina Display, ein Gyroskop und jeweils eine Kamera auf der Vorder- und auf der Rückseite. In den technischen Spezifikationen hierzu gibt Apple an, dass sich mit der rückwärtigen Kamera Videos in HD-Qualität (720p) mit bis zu 30 Bilder pro Sekunde inkl. Audio aufnehmen lassen. Das Mikrofon befindet sich neben der Linse. Entgegen ersten Annahmen können mit der Kamera auf der Rückseite auch Standbilder (960 x 720) geschossen werden. Die Frontkamera ist in erster Linie für den Einsatz von FaceTime gedacht und macht Fotos und Videos in VGA-Qualität mit bis zu 30 Bilder pro Sekunde. Die Integration eines 3G-Chips hatte ich bereits im Vorfeld für unwahrscheinlich gehalten. Durch Skype und Co. würde der iPod touch zu nah an das iPhone heran rücken. Wünschenswert wäre aber GPS gewesen, um den touch auch als Navi nutzen zu können. Ähnlich wie beim iPod nano waren auch die meisten Neuheiten beim iPod touch bereits im Vorfeld durchgesickert.
Nicht Gegenstand der Keynote war der iPod classic. Manch einer, und dazu zähle ich durchaus auch mich selbst, hatte dem Ur-iPod bereits das Ende vorausgesagt. Doch wir wurden eines besseren belehrt. Zwar hat Apple ihn in diesem Jahr nicht weiter verändert, im Programm befindet er sich dennoch weiterhin. Irgendwie freue ich mich darüber. Hat der iPod classic doch sowohl eine Bedeutung für Apple, als auch für mich. Wer weiß, ob es diesen Blog heute ohne den iPod classic geben würde...
Insgesamt hat Apple seine iPod Familie konsequent weiterentwickelt. Ob die zum Teil neuen Konzepte greifen, wird sich zeigen müssen. Der "neue" iPod shuffle zeigt aber auch, dass sich Apple nicht zu schade ist, auch mal einen Schritt zurück zu gehen. Die Gerüchteküche lag bei fast allen Neuerungen in Sachen iPods dieses Jahr richtig. Apples neue Geheimhaltungsabteilung hat also noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen. Erstaunlich war zudem, mit welcher Geschwindigkeit Steve Jobs die neuen iPods vorstellte. Der Fokus lag bei diesem Event offenbar eher auf iTunes 10 und dem neuen Apple TV. Ein Hands-on Video von den drei überarbeiteten iPod Modellen, welches die Kollegen von iFun online gestellt haben, möchte ich euch nicht vorenthalten:
Apple TV
Als "One more hobby" präsentierte Steve Jobs die zweite Generation von Apple TV. Im Gegensatz zu den iPods hat die Gerüchteküche hier nur bedingt Recht behalten. Zwar hat Apple in der Tat eine neue Generation präsentiert, bei den Details lag man aber größtenteils daneben. Zwar werkelt im neuen Apple TV, ebenso wie im iPhone 4, im iPod touch 4G und im iPad ein Apple A4 Chip, wie Apple in den technischen Spezifikationen schreibt, auf iOS als Betriebssystem muss man allerdings leider verzichten. Einem Bericht auf fscklog zufolge lief auf einem Vorführgerät die Apple TV Software in Verison 3.0.9 (aktuell ist Version 3.0.2 im Umlauf). Ob auch die erste Generation des Apple TV in den Genuss dieses Updates kommt, verrät Apple nicht. Neu ist dabei unter anderem in den USA die Anbindung an Netflix und die Möglichkeit, TV-Sendungen zu leihen. Letzteres dürfte zunächst auch auf den amerikanischen Markt beschränkt sein. Internen Speicherplatz besitzt das neue Apple TV keinen mehr, da Apple hier in Zukunft voll und ganz auf Streaming von einem Rechner aus setzt. Bei der Wiedergabe beschränkt sich das Gerät auf 720p-Videos. Mit der Verfügbarkeit von iOS 4.2 wird es dann ab November auch möglich sein, Inhalte von einem iOS-basierten Gerät auf das Apple TV zu streamen.
Ich persönlich hatte mir von der Revision der Set-Top Box etwas mehr versprochen, was nicht zuletzt an den im Vorfeld kursierenden Gerüchten gelegen haben dürfte. Der große Unterschied zu meinem bestehenden Apple TV ist mir nicht wirklich klar geworden. Gut, es streamt jetzt. Das konnte das alte Gerät aber auch schon, plus der Möglichkeit, Inhalte auch auf dem Gerät selbst zu speichern. Der neue Formfaktor und der günstigere Preis sind hingegen sicherlich gute Argumente für Neukäufer. iOS als Basis wäre sicherlich wünschenswert gewesen, allerdings sollte man dabei nicht vergessen, dass iOS ein touch-basiertes System ist. Nichts desto trotz hätte man dieses sicherlich auch geschickt auf andere Art und Weise steuern können. Eine Anbindung an den AppStore hätte das Apple TV dann endgültig zu einem Must-Have machen können. So werde ich bei meiner jetzigen Version bleiben.
iTunes 10
Einen großen Teil seiner Keynote verbrachte Steve Jobs mit der Vorstellung des neuen iTunes 10. Viele hatten gemeinsam mit der Vorstellung dieser neuen Version auch mit der Ankündigung der iTunes Cloud gerechnet. Diese blieb jedoch während der gesamten Keynote unerwähnt. Streaming wird es weiterhin nur per AirPlay bzw. auf das Apple TV geben. Dennoch hat sich auch außer dem neuen Icon einiges bei iTunes getan. Vieles davon habe ich bereits in einem separaten Artikel geschrieben, weswegen ich hier jetzt nur kurz darauf eingehen werde. Die größte Neuerung ist sicherlich die Einführung eines Social Music Networks unter dem Namen "Ping". Noch ist dort erwartungsgemäß recht wenig los, was sich aber mit steigender Zahl der Nutzer rasch ändern sollte. In seinem Profil sieht man dann zunächst die Leute denen man folgt, sowie ein kleines Menü, um auf die weiteren Bereiche zuzugreifen. Doch nicht nur über iTunes auf dem Rechner ist Ping verfügbar, auch über den mobilen iTunes Store im iOS kann man auf die neue Funktion zugreifen. Sie hat sogar einen eigenen Button spendiert bekommen, über den man auf die letzten Aktivitäten, Leute und das eigene Profil zugreifen kann. Apples Absicht hinter einem solchen Netzwerk ist natürlich das weitere Ankurbeln der eigenen iTunes-Verkäufe. Für den User bietet sich die Möglichkeit, Musik zu finden, die auch ihm gefallen könnte und seine musikalischen Vorlieben mit anderen zu teilen.
Grundsätzlich halte ich den Ansatz von Apple für gut. Soziale Netzwerke erfreuen sich in den verschiedensten Bereichen außerordentlicher Beliebtheit, warum sollte also nicht auch Apple davon ein Stück abhaben wollen. Wünschenswert wäre aus meiner Sicht aber eine stärkere Einbindung von Twitter und Facebook gewesen. Auch bei diesem Update hat Apple überraschend auf eine 64 Bit-Optimierung verzichtet. Alles in allem ist zu sagen, dass iTunes 10 sich zumindest subjektiv flüssiger und performanter anfühlt. Es startet schneller und auch der Zugriff auf die Mediathek erfolgt gefühlt schneller als noch bei der Vorgängerversion. Allerdings besteht aktuell hierfür auch noch keine technische Notwendigkeit. Über das neue Icon kann man sicherlich streiten. Mir gefällt es zumindest gut.
iOS
Viertes großes Thema auf der Keynote waren die iOS Versionen 4.1 und 4.2. Während sich iOS 4.1 bereits im GM-Stadium befindet und kommende Woche (vermutlich am 08. September, wie der iPod touch Pressemitteilung zu entnehmen ist) veröffentlicht wird, muss man sich auf iOS 4.2, welches dann auch erstmal die iOS 4 Funktionen auf das iPad bringen wird, noch bis November gedulden. Dann werden auch erstmals alle iOS-basierten Geräte auf einen einheitlichen Versionsstand gebracht. Bereits mit iOS 4.1 werden verschiedene neue Funktionen Einzu halten. So wird nun endlich das GameCenter, Apples Social Gaming Plattform aktiviert. Die integrierte Kamera des iPhone 4 wird mit iOS 4.1 High Dynamic Range (HDR) Fotos aufnehmen können es können über WiFi-Verbindungen endlich auch HD-Videos direkt zu YouTube hochgeladen werden. Zudem hat Apple mit iOS 4.1 einige Fehler behoben, darunter den lästigen Fehler mit dem Annäherungssensor, sowie Schwierigkeiten mit Bluetooth-Verbindungen und der Performance auf dem iPhone 3G.
Mit iOS 4.2 werden sich dann ab November weitere neue Funktionen hinzu gesellen. Die prominentesten sind dabei zweifellos die von Steve Jobs gezeigte Druckfunktion, sowie AirPlay. Die lange geforderte Druckfunktion wird über eine neue App namens "PrintingCenter" gesteuert. Mit AirPlay (früher auch unter AirTunes bekannt) wird es zukünftig möglich sein, Inhalte von einem iOS-basierten Gerät auf das Apple TV (und vielleicht auch auf AirPort Express Stationen?) zu streamen. Neu ist auch, dass man nun auch nach Text in Webseiten im mobilen Safari Browser suchen können wird. Zudem wird iOS 4.2 natürlich auch alle anderen iOS 4 Funktionen, wie Multitasking, Ordner, etc. mitbringen. Öffentlich verfügbar wird iOS 4.2 im November für alle Benutzer von iPad, iPhone und iPod touch sein. Ich tippe auf eine erste Entwickler-Beta in den kommenden zwei Wochen.
Sowohl die (baldige) Veröffentlichung von iOS 4.1, als auch die Ankündigung von iOS 4.2 wurden bereits im Vorfeld erwartet. Überrascht hat Apple dann aber mit einigen der neuen Funktionen. So war vor dem Event weder von HDR Fotos, noch von einer Druckfunktion die Rede. Mit ein bisschen Fantasie kann man AirPlay den Streaming-Gerüchten zuordnen. Mit den neu vorgstellten Funktionen hat Apple einen echten Coup gelandet und die Vorfreude auf die kommenden Update geschürt.
Was Apple nicht vorstellte...
Auch das hat Tradition. Im Vorfeld kursieren meist mehr Gerüchte, als es dann tatsächlich Neuvorstellungen gibt. Daher sei an dieser Stelle noch einmal ein kurzer Blick auf das geworfen, was Apple nicht vorstellte.
iPad nano
Seit das iPad in seiner ursprünglichen Form vorgestellt wurde, halten sich hartnäckig Gerüchte, es könnte demnächst auch eine Version mit einem kleineren 7"-Display geben. Ich persönlich halte dies für genauso unwahrscheinlich, wie das nicht aus der Gerüchteküche verschwinden wollende iPhone nano. Zumindest dieses Event haben wir mal wieder ohne ein kleines iPad überstanden.
iLife / iWork
Auch Apples Software-Suiten fanden keine Erwähnung auf dem Event. Sicher dürfte dennoch sein, dass Apple in diesem Jahr noch neue Versionen von iLife und iWork herausbringen wird. Ob dies auf einem weiteren Event geschehen wird, oder über ein bloßes Update des Apple Store, muss abgewartet werden.
Beatles
Muss ich dazu noch was sagen?
Kommentare
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Andy am :
Da ich ja auch Photograph bin bin ich auf die DHR Funktion gespannt. Ich habe bislang die ProHDR App benutzt - sie macht 2 Aufnahmen, man kann noch tewas nachregeln. Die Ergebnisse sind zum Teil wirklich gut! Und so bin ich auf das Ergebnis aus 3 Aufnahmen gespannt.
So ich einen Jailbreak für die 4.1 GM finde probiere ich das heute Abend mal aus. :D
Schönes Roundup!
Rhaegar am :
Bei Apple TV bin ich weiterhin skeptisch. Der Schritt hin zu reinem Streaming ist riskant, da ich nicht glaube, dass ein Großteil der Benutzer schon wirklich bereit für ein reines Leihangebot ist. Die Preis mögen in Ordnung sein, aber ich denke die Mentalität (wenn ich etwas zahle, möchte ich auch etwas in der Hand halten) ist immer noch sehr stark verankert. Ich persönlich werde bei dem Preis wohl zuschlagen, vor allem die AirPlay-Geschichte hört sich interessant an.
Was die iOS-Entwicklung angeht, scheint Apple jetzt wirklich einen Schritt zuzulegen. Ich hoffe, dies bleibt keine einmalige Sache, sondern irgendwann sind wir wirklich mal bei einem 2-3 Monats-Rythmus für mittelgroße iOS-Updates.
Oli am :
Bin sehr begeistert von Deiner App. Ist vielleicht eine blöde Frage, aber ist es möglich mit dem iPhone 3GS auch die NEUE Fotosoftware zu nutzen?
Danke im Vorraus für die Antwort.
Oli
Flo am :
Kay am :
Allerdings sind mir die Preise für das Ausleihen noch nicht ganz klar:
Entsprechen diese den aktuellen iTunes Filmpreisen oder werden hierfür noch extra Preise bekannt gegeben?? (99 Cent Serien?)
Ich meine auch Steve Jobs hätte hierzu was gemeint, kann mich nur nicht mehr genau erinnern...