Modelle, Zeitplan, Boot Camp: Weitere Informationen zu Apples Wechsel von Intel- zu ARM-Prozessoren
Wir leben aktuell gefühlt nicht nur im Zeitalter von Corona, sondern ein wenig auch im Zeitalter der Leaker. Selten zuvor waren Kollegen wie L0vetodream, Jon Prosser oder Fudge, aka @choco_bit so aktiv wie dieser Tage. Was auf der einen Seite spannend ist, ist auf der anderen Seite auch ein wenig schade, da hierdurch die Apple-Events nicht mehr das Überraschungsmoment haben wie früher. Sei es drum, zuletzt wurde spekuliert, dass Apple bereits auf der nahenden WWDC erste Details zum geplanten Wechsel von Intel- zu selbstdesignten ARM-Prozessoren bekanntgeben wird. Zu diesem Thema hat sich nun der eingangs erwähnte Leaker Fudge zu Wort gemeldet und seine Gedanken und Informationen auf Reddit veröffentlicht. Dabei gibt er auch einen Einblick in die Auswirkungen auf Apps, Boot Camp und weitere Funktionen.
So soll Apple den Umstieg bereits seit einiger Zeit vorbereiten. Begonnen haben soll dies im Jahr 2016 und dem ersten T1 Co-Prozessor im damaligen MacBook Pro, der sich inzwischen zum T2 weiterentwickelt hat. Bei diesen Chips, handelt es sich bereits um von Apple entwickelte ARM-basierte Chips, die für Controller-Funktionen und Sicherheitsaspekte zuständig waren. Laut Fudge war dies ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem vollwertigen ARM-Prozessor für den Mac.
Ein weiterer wichtiger Schritt war die Einführung von Apples Catalyst-Projekt, mit dem Entwickler die Möglichkeit haben, iOS- und macOS-Apps in einem gemeinsamen Paket und mit einem gemeinsamen Quellcode zu entwickeln. Apple sieht auch weiterhin eine strikte Trennung zwischen iOS und macOS, schafft jedoch immer mehr Schnittstellen, die beide Systeme näher zueinander führen.
Zum Einsatz kommen soll darin dann ein Prozessor, der auf dem im iPhone 12 zum Einsatz kommenden A14-Chip basiert. Die ersten Mac-Prozessoren von Apple sollen dann über insgesamt 12 Kerne verfügen, von denen 8 Kerne sogenannten "High-Performance" Kerne und die restlichen 4 sogenannte "Energy-Efficient" Kerne sein sollen. Apple soll allerdings auch bereits an Prozessoren mit mehr als 12 Kernen arbeiten. Für das wiederbelebte 12" MacBook könnte Apple dann laut Fudge auch eine abermals überarbeitete Version der eigentlich schon wieder abgeschafften Butterfly-Tastatur zum Einsatz bringen. Angeblich arbeitet Apple hinter den Kulissen weiter an einer fehlerfreien Version dieser Tastatur-Variante, auch wenn der Name "Butterfly" für die meisten Nutzer inzwischen ein rotes Tuch darstellen und nicht wieder verwendet werden dürfte.
Optisch soll es offenbar keine größeren Veränderungen gegenüber dem alten 12" MacBook geben, zumal hier auch nicht wirklich viel Spielraum ist. Allerdings könnte das Gerät mit einem eingebauten Modem für 5G-Verbindungen ausgestattet sein. Hierüber wird bei den mobilen Macs bereits seit einiger Zeit spekuliert. Denkbar wäre dabei unter anderem der Einsatz einer Apple SIM oder eSIM.
Langfristig soll Apple anstreben, sein komplettes Mac-Lineup auf ARM-Prozessoren umzustellen und bereits an entsprechenden Chips auch für leistungshungrigere MacBooks und Desktop-Macs arbeiten. Eine Abkehr von Intel böte für Apple verschiedene Vorteile. Zum einen kann Apple auf diese Weise noch besser seine perfekte Integration von Hard- und Software vorantreiben, zum anderen löst man sich auf diese Weise vom aktuellen Zulieferer Intel und dessen Zeitplänen. Zudem bieten die ARM-Prozessoren unter anderem eine stärkere Leistung bei weniger Energieverbrauch.
Nicht vergessen darf man dabei allerdings, dass mit der Umstellung auch einige Veränderungen und sicherlich auch Probleme einhergehen dürften. So machen sich die Entwickler bereits Sorgen um die Kompatibilität ihrer Apps. Während Apps, die im Mac AppStore angeboten werden, sehr wahrscheinlich auch problemlos auf einem ARM-basierten Mac laufen dürften, könnten Apps, die außerhalb des AppStore angeboten werden, Probleme bekommen. Fudge nennt hierzu verschiedene Wege, die Apple diesbezüglich gehen könnte:
- Entwickler müssen mit ihren Apps künftig sowohl die x86_64- als auch die ARM-Architektur unterstützen.
- Apps müssen künftig architekturunabhängig entwickelt werden, wie es bereits im Mac AppStore der Fall ist.
- Apple könnte einen hardwarebasierten Umwandler von x86_64 auf ARM implementieren. Dies wird allerdings als unwahrscheinlich angesehen, da es hierdurch einerseits Lizenz- und andererseits Performanceprobleme geben könnte.
- Ein Emulator, der auch bei einer ARM-Version von Windows zum Einsatz kam. Allerdings würden hiermit verschiedene Einschränkungen einhergehen, wie Performanceproblemen, einer Beschränkung auf 32-Bit Apps und weiteres. Apple könnte dies sicherlich verbessern, allerdings wird ein solcher Schritt nicht unbedingt als wahrscheinlich angesehen.
Ein weiterer interessanter Punkt ist die Frage, wie es nach der Umsettlung mit Boot Camp weitergehen wird. Hierbei handelt es sich um die Möglichkeit, einen Mac auch ohne Virtualisierung in ein Windows-Betriebssystem zu booten. Apple hatte dies nach der Umstellung seiner Prozessoren von PowerPC auf Intel eingeführt. Fudge spekuliert hierzu, dass Apple Boot Camp gar komplett einstellen könnte, bis Windows flexibler in Bezug auf die Unterstützung von anderen Architekturen wird. Denkbar ist aber auch, dass Apple und Microsoft dies bereits hinter verschlossenen Türen diskutieren und an entsprechenden Lösungen arbeiten. Der erste Mac (mutmaßlich also das angesprochene 12" MacBook) soll bereits im kommenden Jahr auf den Markt kommen.
Aus Mac-Sicht dürfte vor allem die nun offenbar beschlossene Umstellung von Intel- auf ARM-Prozessoren eines der spannendsten Themen auf der diesjährigen (virtuellen) WWDC werden. Lange müssen wir uns nicht mehr gedulden. Apple hatte jüngst angekündigt, die Entwicklerkonferenz am Abend des 22. Juni um 19:00 Uhr deutscher Zeit zu eröffenen. Ich werde dann natürlich zeitnah über sämtliche Entwicklungen in Cupertino berichten.
Kommentare
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SOE am :
Ich denke dieses Mal wird sich Apple aufgrund der Windows-Kompatibilität etwas mehr Zeit nehmen. Sollte der Wechsel dieses Jahr angekündigt werden, würde ich vermuten, dass 2025 das letzte macOS vorgestellt wird, welches Intel-Prozessoren unterstützt.
Aber eine solche Umstellung stärkt meine Vermutung, dass das stiefmütterlich behandelte Time Machine eingestellt wird. Vielleicht schon dieses Jahr?
Sauerwiesau am :
SOE am :
Mit Catalina wurde klammheimlich das Backup-Format geändert, sind also nicht mehr mit Vorgängern kompatibel.
Dann braucht das erste Backup unter Catalina derart lange, dass die Mehrheit aufgibt. Ich auch, nach vier Tagen und 12 Stunden "Backup wird abgeschlossen" Außerdem scheinen diese Backups dann noch hin und wieder defekt zu sein.
Auf The Eclectic Light Company stößt man zwangsläufig. Die Artikel kann ich empfehlen und das dazugehörige Programm zur Analyse auch. Wobei ich Time Machine nicht mehr nutze, sondern lieber alle Daten über die verschlüsselte Cloud sichere.
RR703 am :
Geht das dann auch auf Kosten des gebuchten Cloud Platzes oder ist der Platz dann frei f\374r Backups? Und andere Daten k\366nnen im gebuchten Abo Platz gespeichert werden?
SOE am :
Bis auf vier sind alle meine Programme über den Mac App Store zu laden. Die im Alltag genutzten Dateien umfassen etwa 60 GB und werden über Tresorit geschützt. Alle anderen, wie 3 TB an Video und Schnittdateien, liegen auf einer externen Festplatte, die zusätzlich noch mal im Schrank liegt.
Als das letzte Mal mein Mac aufgegeben hat, habe ich über den Mac App Store die Programme runtergeladen, in einer Viertelstunde die anderen vier Programme installiert und nebenbei die Dateien von Tresorit runtergeladen.
Alles Problemlos, ohne Angst zu haben dass ein Backup nicht funktioniert. Außerdem ist die History der Cloud sehr viel umfangreicher und komfortabler.
Marcel am :
Ich habe einen Protonetserver mit Timemaschine drauf und keinerlei Probleme mit Timemaschine, sowohl mein etwas älterer iMac als auch der neue MacBook spielen dort die Backups rauf. Selbst die erste Sicherung dauert nur ein paar Stunden, bei weitem keine Tage. Volumen pro Rechner liegt bei etwa 2 Terabyte.
Lukas am :
Ckingpin am :