.Mac, MobileMe und iCloud: iOS 14 hat offenbar Probleme mit Apples Mail-Domains
Lange bevor Apple mit iCloud einen Volltreffer im Bereich der Cloud-Dienste landete, gab es auch eine länge Phase, in der man vor allem durch Fehlschläge auf sich machte. Da war zunächst iTools, welche anschließend zu .Mac wurde, aus dem später dann das einigermaßen katastrophale MobileMe hervorging, bis darauf dann iCloud folgte. Mit jeder dieser Iterationen führte Apple auch eine neue Mail-Domain ein. Den Anfang machte hier entsprechend @mac.com, gefolgt von @me.com und schließlich @icloud.com. Damit auch langjährige Nutzer ihre gewohnten Mail-Adressen weiternutzen können, hat Apple diese von Dienst zu Dienst weiterportiert. Hatte man also beispielsweise eine Adresse wie flo@mac.com, erstellte Apple bei MobileMe automatisch die Adresse flo@me.com und später dann auch flo@icloud.com.
Vor allem die @mac.com Adressen sind auch heute noch wegen ihrer Schlichtheit sehr beliebt und wenn man (wie ich) eine solche noch besitzt, verwendet man sie in der Regel auch bevorzugt gegenüber @me.com und @icloud.com. Ist man bereits seit .Mac-Zeiten dabei, lassen sich alle drei Mail-Endungen nach wie vor auch über den iCloud-Account nutzen. Sämtliche Mails landen dabei im selben Posteingang. Allerdings versucht Apple in den vergangenen Wochen verstärkt, die Referenzen auf seine alten Cloud-Dienste aus der Welt zu schaffen. Betroffen sind davon auch die alten Mail-Domains.
Ob es Absicht oder lediglich ein Bug ist lässt sich zwar nicht abschließend sagen, allerdings scheint die Mail-App seit iOS 14 einigermaßen willkürlich mit den vorhandenen Mail-Endungen umzugehen. So berichten inzwischen verschiedene meiner Leser und auch Nutzer in Apples Supportforen, dass die Absenderadresse beim Verschicken einer E-Mail von @mac.com wahlweise auf @me.com oder auf @icloud.com geändert wird. Dies wird spätestens dann zu einem echten Ärgernis, wenn man verschiedene Aliase für seine E-Mail Korrespondenz verwendet, um hierüber eine Unterscheidung zwischen privaten, geschäftlichen oder Spam-Mails vorzunehmen. Stellvertretend für die Beobachtung schreibt mein Leser Axel:
Komische Anstalten bemerke ich bei Mail auf iPhone und iPad. Beide aktuelles OS. Meine Standardadresse lautet xxx@mac.com (Adresse anonymisiert). Nach dem Absenden wurde mein Absender wie von Geisterhand auf @me.com geändert. [...] Was ist das für ein Mist? Hast Du irgendwo davon gehört, dass die @mac.com nicht mehr unterstützt wird? Mein Macbook sendet noch @mac.com und kommt auch so beim Empfänger an. Aber da habe ich auch noch nicht das neueste OS drauf.
Wie gesagt, kann nicht mit Gewissheit gesagt werden, ob es sich um einen Bug handelt oder Apple die Nutzer auf diese Weise eher zur Verwendung der neueren Mail-Domains schieben möchte. Warum dann allerdings das nicht gerade in guter Erinnerung gebliebene MobileMe mit seiner @me.com Adresse statt @icloud.com verwendet werden sollte, bliebe ein Rätsel. Wahrscheinlicher ist hier eher, dass es sich wohl tatsächlich um einen Bug handelt. Ob dieser bereits mit dem gestern Abend veröffentlichten iOS 14.0.1 aus der Welt geschaffen wurde, ist noch nicht bekannt. In den Releasenotes hatte Apple zumindest nichts erwähnt.
Größere Sorgen, dass die beliebten @mac.com Adressen irgendwann abgeschaltet werden, muss man allerdings nicht haben. Es ist einer der technischen Vorteile des Internets, dass dies nicht so ohne weiteres möglich ist. Schließlich hat man die Adresse möglicherweise über Jahre genutzt und auch an sämtliche Kontakte weitergegeben. Entsprechend kann es sich ein Anbieter wie Apple gar nicht erlauben einfach zu sagen, dass diese Adressen künftig nicht mehr genutzt werden können. Besitzer einer @mac.com Adresse dürfen ihr historisches Schätzchen also auch weiterhin problemlos weiternutzen.
Kommentare
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Axel am :
In den Mail Settings, und zwar nur in denen, die man \374ber den Browser iCloud.com erreicht, kann man seine Aliase differenzierter deaktivieren, als dies in den iOS Settings m\366glich ist. Deaktiviert man also alle Adressen, bis auf die eine Wunschadresse, wird diese auch weiterhin verwendet.
F\374r manche sind die anderen Adressen einfach nur Ballast. Dann ist das in Ordnung. Wer mehrere Adressen bewusst differenziert f\374r verschiedene Verwendungszwecke einsetzt, komm mit dem Workaround nicht wirklich weiter.
In der Zwischenzeit macht es den Eindruck, als h\344tte es gar nichts mit den Mac.com Adressen direkt zu tun. Irgendwie scheint einfach nur die Priorit\344tenauswahl der zur Verf\374gung stehenden Aliase nicht zu funktionieren. Da erfahrungsgem\344\337 die alten Hasen mehrere davon haben, neue iCloud Kunden meist nur eine, macht er es zuerst den Eindruck, die Mac.com \304nderung sei schuld.
Jumpingtom am :
Generell sollte man sich meiner Meinung nach mit seiner nahezu wichtigsten Identifikationsm\366glichkeit im Internet nicht an einen Diensteanbieter knebeln (@t-online.de, @online.de, @gmx.de etc.). Man ist dann einfach nicht mehr flexibel. Es geht nichts \374ber eine eigene Domain mit Zugriff auf die DNS-Einstellungen.
Handwerker, die noch mit Ihrer @t-online.de-Adresse trotz eigener Domain auf Ihrem LKW werben, sind mir ehrlich gesagt suspekt und haben sich schon lange keine Gedanken mehr \374ber Ihren Au\337enauftritt (und DSL-Anbieter) gemacht. Ok, ich schweife ab.
Axel am :
Die Notwendigkeit, eigene Webseite und eigene Domains zu erstellen, kam erst Jahre oder Jahrzehnte sp\344ter. Da waren die guten DNS schon weg.
Der alte meier-gartenbau@t-online.de ist immer noch pr\344gnanter, leichter zu merken und am Telefon zu buchstabieren als info@joergmeier-glbau.de oder so ein K\344se.
holgi am :
Thomas Speck am :
Corinna L\374hr am :
Tom am :
Als erstes Device habe ich das iPad aktualisiert, das auch Steuerzentrale für das HomeKit ist. Nach dem Upgrade wurde mir auf der einen Adresse, die noch nicht auf 2-Faktor-Login war, eines zwingend aufgedrückt und dann erhielt ich die Meldung, dass nun automatisch die @mac.com-Adresse als Hauptadresse gesetzt werden müsse (ohne Optionen). Als User, der erst unter MobileMe eingestiegen war und der später auf icloud.com wechselte (in meinem Empfinden ist @me.com in den unsolidarischen Zeiten von Ich-AGs und "ich, ich, ich" eher unsympatisch), erschien mir dieser Wechsel suspekt, zudem @mac.com ja auch nur noch zum entsprechenden Gerät passt.
Nach dem Upgrade des Apple TV 4K auf tvOS 14 waren die beiden IDs für den Store und die Cloud-Dienste vertauscht und liessen sich nur mit Mühe (mehrfaches Abmelden, Löschen und Neu-Aufsetzen) wieder in die richtige Reihenfolge bringen.
Last but not least: nach dem Upgrade des iPhone wurde mir der 2-Faktor-Code nicht mehr auf das iPhone selbst gespielt, sondern angeblich auf das iPad. Dort war aber nix und es brauchte den Knopf "Code nicht erhalten", um eine SMS zu kriegen. Und auch hier war dann @mac.com eingestellt.
Insgesamt ein ziemliches Bordell, das man noch vor ein paar Jahren als nicht eben Apple-like bezeichnet hätte.
Peter Sommerlad am :