Ab 2021: Apple halbiert die AppStore-Abgabe für die allermeisten Entwickler auf 15%
Im seit Monaten andauernden Streit zum Thema AppStpre-Provisionen hat Apple heute einen bemerkenswerten Schritt vollzogen und medienwirksam ein neues, laut eigener Aussage "branchenweit führendes" Entwicklerprogramm angekündigt, welches auf den Namen "App Store Small Business Program" hört. Selbst für mich als Apple-Sympathisant klingen die Worte der begleitenden Pressemitteilung ein wenig arg dick aufgetragen, in der man sich als Retter des App-Business und Freund der "kleineren Unternehmen und unabhängigen Entwicklern" darstellt. Sei es drum, die Auswirkungen des neuen Programms sind unabhängig von der marketingtechnischen Ausschlachtung absolut begrüßenswert.
So wird apple mit Beginn des kommenden Jahres die bisherige AppStore-Abgabe in Höhe von 30% für alle Entwickler auf 15% halbieren, die im zurückliegenden Kalenderjahr weniger als eine Million US-Dollar mit ihrem App-Portfolio erwirtschaftet haben. Damit dürfte das neue "Programm" den Mehrheit der im AppStore aktiven Entwickler zugute kommen. Die Reduzierung als "App Store Small Business Program" zu verkaufen dürfte vor allem der Tatsache geschuldet sein, dass Apple damit kein "Schuldeingeständnis" für die viel kritisierten, angeblich zu hohen AppStore-Abgaben ablegt. Inwieweit dies auch börsenrechtlich relevant ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ein wenig zu schmalzig wird es mir dann allerdings spätestens bei der Aussage:
Das App Store Small Business Program startet am 1. Januar 2021 und kommt so zu einem wichtigen Zeitpunkt, an dem kleinere und unabhängige Entwickler kontinuierlich daran arbeiten, innovativ und erfolgreich zu sein — vor dem Hintergrund noch nie dagewesenen globalen wirtschaftlichen Herausforderungen. [...] Die reduzierte Provision des Programms bedeutet, dass kleinere Entwickler und aufstrebende Unternehmer mehr Ressourcen haben, um in ihr Geschäft zu investieren und im App Store Ökosystem zu wachsen.
Zu offensichtlich ist des Programm eine Reaktion auf die zuletzt nicht nur von Entwicklern geführte Diskussion, sondern auch von verschiedenen Behörden eingeleiteten Untersuchungen zu den Abgaben. Hierzu passt dann auch die noch einmal geäußerte Rechtfertigung
Anfang dieses Jahres ergab eine unabhängige Studie der Analysis Group, dass Apples Provisionsstruktur für den Vertrieb von Apps und als Spielplattform im marktüblichen Bereich liegt.
Dennoch freue auch ich als kleiner, unabhängiger Entwickler mich natürlich über die Reduzierung der Abgaben. Weitere Details wird Apple Anfang kommenden Monats bekanntgeben.
In einer kurz nach der Bekanntgabe veröffentlichten weiteren Pressemitteilung lässt Apple mal direkt einige Kollegen aus der Entwickler-Community zu Wort kommen, die sich selbstverständlich durch die Bank begeistert von der Neuigkeit zeigen. Tim Cook erklärt:
"Kleine Unternehmen sind das Rückgrat unserer globalen Wirtschaft und das pulsierende Herz für Innovation und Chancen in Communities auf der ganzen Welt. Wir starten dieses Programm, um kleineren Unternehmern zu helfen, das nächste Kapitel der Kreativität und des Wohlstands im App Store zu schreiben und die hochwertigen Apps zu entwickeln, die unsere Kunden so schätzen. Der App Store ist ein unvergleichlicher Motor des Wirtschaftswachstums und hat Millionen neuer Arbeitsplätze geschaffen. Er ebnet den Weg zum Unternehmertum, der für jeden mit einer großartigen Idee zugänglich ist. Unser neues Programm baut auf diese Dynamik auf — es hilft Entwicklern bei der Finanzierung ihres kleinen Unternehmens, Risiken mit neuen Ideen einzugehen, ihre Teams zu erweitern und weiterhin Apps zu entwickeln, die das Leben der Menschen bereichern."
Für Apple bedeutet der Kurswechsel vermutlich gleich an mehreren Fronten Ruhe. Grundsätzlich dürfte man mit dem Schritt 99% der im AppStore aktiven Entwickler glücklich machen. Betrachtet man es realistisch, dürfte die Standard-Abgabe nun bei 15% liegen und nur wenige hochrangige Entwickler(studios) unter die 30%-Regelung fallen. Für Apple bedeutet dies aber auch, dass man nach wie vor genau von diesen Entwicklern noch jede Menge Geld kassiert. Noch wichtiger ist aber natürlich, dass man auf diese Weise vermutlich den inzwischen überall auf der Welt laufenden Untersuchungen wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens entgegenkommen und dem stärker werdenden Druck somit Wind aus den Segeln nehmen. Immerhin behandelt Apple damit künftig den kleinen unabhängigen Entwickler anders als den großen Technologie-Giganten.
Übrigens liefert Apple in der ersten Pressemitteilung auch gleich noch eine Handvoll aktueller Zahlen zum AppStore mit:
- inzwischen mehr als 1,5 Milliarden Apple-Geräte
- AppStore ist in 175 Ländern und über 40 Sprachen verfügbar
- AppStore unterstützt mehr als 180 lokale Zahlungsmethoden und 45 Währungen
- In 2019 weltweit Umsätze und Verkäufe im Wert von 519 Milliarden Dollar
- mehr als 85% Auszahlung an Drittentwickler und deren Unternehmen
- derzeit 1,8 Millionen Apps
- jede Woche von einer halben Milliarde Menschen besucht
Kommentare
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itsme am :
Anstatt den eigenen Namen in den Vordergrund zu stellen, werden n\344mlich genau diese Unternehmen hervorgehoben - Apple wei\337, dass ohne sie der App-Store niemals zu dem geworden w\344re, der er heute ist.
Nat\374rlich ist f\374r Apple der Umsatz nicht unwichtig, aber Wertsch\344tzung den Entwicklern gegen\374ber kann ich dem Artikel definitiv entnehmen.
Anonym am :
Die Reichweite h\344ttest Du nie im Leben ohne Apple
Also mal sch\366n die Kirche im Dorf lassen \ud83d\ude09
WGS am :
itsme am :
SOE am :
Von den 100 Milliarden Dollar, die zehn Jahre davor, gar nicht zu reden.
Aber ich bin ganz bei dir. Wenn Apple sagt, dass der App Store zum Selbstkostenpreis betrieben wird, muss das richtig sein.
Also ein Hoch auf Apple, dass sie nächstes Jahr den Store mit Verlust betreiben. 50 % Gewinneinbruch, das heisst, dass Unternehmen bleibt auf der Hälfte der Kosten sitzen und muss diese umlegen. Wahrscheinlich steigen nächstes Jahr die iPhone-Preise um wenigstens 20 %, damit die Jahresbilanz nicht mit einem Minus endet.
Man fragt sich nur, wie der Konzern dieses Nullgeschäft namens App Store - praktisch Verlust, da kein Gewinn - über zwölf Jahre gegenüber den Aktionären rechtfertigen konnte.
Hast du eine Idee?
itsme am :
Apple bleibt nicht \u201eauf 50% der Kosten sitzen\u201c sondern zwackt \u201enur\u201c noch 15% anstelle der urspr\374nglichen 30% der App-Store-Abgabe ab. Das ist schon ein recht gro\337er Unterschied.
Davon ganz abgesehen, ging es mir um Flo\u2018s Tonart, dass Apple in dem Statement \u201edick auftr\344gt\u201c - den Entwicklern mit diesem Schritt entgegenzukommen, MUSS Apple nicht tun. Apple wei\337 aber, dass diese Entwickler Umsatz generieren, sowohl f\374r sich selbst als auch f\374r Apple.
Wo Du hier ein Nullnummern-Gesch\344ft siehst, wei\337 ich nicht.
SOE am :
Sie behaupten also, dass die 15 Milliarden Gewinn vollständig und absolut für Server und Mitarbeiter ausgegeben werden.
Wie das mit den Zahlen der Jahresabschlüsse zusammenpasst, traut sich keiner zu fragen. Aber nach deren Aussage ist es der App Store ein "Nullnummern-Geschäft" und wird zum Selbstkostenpreis betrieben.
Anonym am :
Andrer am :
Und wird nur endkunden abgezogen
Wenn man steuern vermeiden will, kann man ja in delaware (joe bidens home state) seine firma anmelden, und dort die gewinne generieren
Sehr beliebt in den usa, daher hat es dort auch mehr firmen als einwohner :-)
Peter Danko am :
Apple sollte uns App-K\344ufern die H\344lfte der Appstore-Geb\374hren zur\374ckerstatten, statt den Entwicklern f\374r Au\337enstehende intransparente Zugest\344ndnisse zu machen. So wird der normale Entwickler versuchen, den Preis der App gleichzulassen, und sich die Marge einzustecken, d.h. die Apps sind dann erstmal einfach nur 15% teurer als sie es wert sind.