Microsoft: "iCloud might not be enough for you"
Am 30. Juni wird Apple den iCloud-Vorgänger MobileMe abschalten und damit auch den einen oder anderen liebgewonnenen Dienst, wie die Galerie oder die iDisk. Speziell für letztere haben sich inzwischen zahlreiche Ersatz-Kandidaten positioniert. Neben dem aktuellen Platzhirschen Dropbox sind dabei in erster Linie "Google Drive" und Microsofts "SkyDrive" zu nennen. Und speziell die Windows-Macher gehen damit nun auch voll in die Offensive. Sowohl im Office for Mac blog, als auch im and SkyDrive blog hat man ein Vidoe mit dem Titel "iCloud not enough? Try SkyDrive." gepostet und liefert darin diverse Gründe, warum man eher auf SkyDrive, denn auf Apples iCloud setzen soll. Hierzu zählt unter anderem die überall gegebene Verfügbarkeit von Dateien, wohingegen per iCloud nur auf bestimmte Dateien aus bestimmten Apps zugegriffen werden kann und die Möglichkeit, Dateien mit anderen Usern zu teilen. Sogar eine offizielle Anleitung zum Wechsel von der MobileMe iDisk zu SkyDrive findet man inzwischen.
Das Video beginnt mit einer Aufzählung von Tätigkeiten, die sich laut Microsoft mit SkyDrive besser erledigen lassen als mit iCloud, um dann festzustellen, "iCloud might not be enough for you. Try SkyDrive". Das Problem dabei ist: Microsoft hat Recht! Zumindest aus meiner Sicht. Apples Pläne zur Vernichtung des klassischen Dateisystems habe ich bereits das eine oder andere Mal an dieser Stelle kritisiert. Nun spricht mir Microsoft aus der Seele, auch wenn ich nicht zu SkyDrive wechseln, sondern weiter Dropbox nutzen werde.
Warum stelle ich mich so vehement gegen das iCloud-Konzept (zumindest in einigen Punkten)? Weil ich ganz einfach der Meinung bin, dass sich das klassische Dateisystem bewährt hat. Dies mag ein großes Stück weit daran liegen, dass ich damit eben aufgewachsen bin. Vielleicht auch ein Stück weit daran, dass ich Wirtschaftsinformatiker bin. Fakt ist, es hat über Jahre hinweg funktioniert.
Fakt ist aber auch, dass sich Neueinsteiger, und das sehe ich durchaus öfter mit eigenen Augen, mit dem Konzept des klassischen Dateisystems schwer tun. Insofern sind Apples Bemühungen sogar ein Stück weit zu verstehen. Es ist ähnlich wie mit der bereits angesprochenen "iOS-isierung". Für viele Benutzer sind iPhone und iPad heutzutage der Einstieg in das Apple-Universum. Ein per iCloud verknüpftes und mit iOS-Anleihen versehenes OS X macht da den eventuellen Wechsel von Windows zu OS X natürlich ein Stück weit leichter. Ähnlich ist es da mit dem klassischen Dateisystem. Würde dies wegfallen, bräche auch eine Einstiegshürde für neue Computer-User weg, weswegen diese evtl. eher zu einem Mac, als zu einem PC greifen würden.
Das Problem ist nur, dass dies nicht funktioniert, da wir in einer heterogenen Technik-Welt leben. Hier Windows-Systeme, da Linux-Systeme und dort Macs. Ähnlich heterogen stellt sich die Situation bei den immer stärker werdenden mobilen Geräten dar. iOS, Android, Windows 8 - viele User haben nicht nur eine Plattform im Einsatz. Und selbst wenn dies zumindest im privaten Umfeld der Fall ist, dann wollen Viele auch in der Arbeitswelt auf bestimmte Dateien Zugriff haben. Und hier dominiert eben nun mal immer noch Windows, was den Zugriff auf iCloud-Dateien (zumindest aktuell) schwer bis unmöglich macht.
Möchte man also über diverse Plattformen hinweg an verschiedenen Orten, mit unterschiedlichen Geräten immer und überall auf seine Dateien und sein digitales Leben zugreifen, hat Microsoft ganz einfach recht. In diesem Fall "iCloud might not be enough for you". Eine Aussage, über die Apple durchaus mal nachdenken sollte.
Kommentare
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Pipo am :
Alex am :
Mr-Fly am :
Lars am :
MacHeini am :
Aber zur Dateiverwaltung nutze ich auch Dropbox.
Joe am :
Mal ganz davon abgesehen ist es heute eine leichtes aus Pages eine Word-Datei zu exportieren. Aber wer will das schon?
frank am :
Guido am :
- ich schließe mich meinem Vorredner an: das Dateisystem ist ein noch notwendiges Übel. Aber von der Denke her ist iCloud einfach zukunftsweisender. Wird man wirklich in ein paar Jahren noch Dateien in Dropbox etc. laden? Ich glaube nicht. Eher werden die unterschiedlichen Programme die Synchronisation im Hintergrund vornehmen. iCloud ist noch eingeschränkt, aber das wird sich ändern.
- ich hoffe, Apple wird nicht auf der Jagd nach Marktanteilen den Fehler machen,einen wichtigen Punkt von Steve Jobs Philosophie zu opfern: entweder alles von Apple oder nichts.
MCP am :
Angelika am :
Da denke ich auch, das Apple gefordert ist, eine typische Apple-like Lösung mit mehr Benutzerfreundlichkeit zu bieten.
Das Google Drive und Sky-Drive das Ganze über Preiskampf mit mehr Speicher als Lockvogelangebot zu sich ziehen wollen ist auch klar. Nur über den Preis ist der User zu locken - Geiz ist Geil-Mentalität halt.
Darauf muss und sollte sich Apple nicht einlassen - wohl aber darauf mit mehr Funktionalität seiner ICloud auch für Fremddateien zu punkten.
Denn eines ist auch klar, die Preise in der Cloud werden ebenso steigen wie seinerzeit die Kontoführungsgebühren der Banken, nachdem man jahrelang mit Kostenlos gelockt hat, bis nur noch bargeldloser Zahlungsverkehr möglich war. Diese Entwicklung wird auch die Cloud nehmen - egal von welchem Anbieter
MCP am :
Apple verlangt für den halben Speicher den doppelten Preis und das bei weniger Funktionalität! (50 bzw. 100 GB)
So wird das nix!
Ich finde es auch gut, wenn ein ordentlicher Speicher kostenlos geboten wird, nur so nutze ich das ordentlich und komme dann an die Grenzen, wo ich überlege für mehr zu zahlen!
VBMichi am :
Siegel am :
Klassische Dateisysteme müssen einfach weg! Der Trennt sollte nicht mehr dahin gehen, etablierte Dateiformate à la .doc für jedes beliebige Gerät kompatibel zugreifbar zu machen, sondern eben den eigentlich Inhalt, so transparent wie möglich, als "State" zwischen den jeweiligen Devices austauschen zu können.
SkyDrive bedient sich nicht unerheblich aus dem Repertoir vergangener Entwicklungserfahrungen durch Produkte wie Microsoft SharePoint.
Erst der Sprung auf XML (Zip Container) und die Verknüpfung von Microsoft Office 2010 mit SharePoint Servern erlaubte den Maschinen den direkten Umgang mit den Dateien (Strukturen in Datenbanken zu speichern etc.) um ein Werkzeug zu schaffen, was dynamisches (kollaboratives) Arbeiten möglich macht.
Apple geht aus meiner Sicht, genau den richtigen Weg.
Daten in Zukunft Plattformunabhängig in ein allgemein, gültiges Format gießen zu lassen, um aus jeder App völlig Transparent auf die gespeicherten Informationen zugreifen zu können.
Es mag sicherlich noch einige Entwicklungszeit ins Land vergehen, bis iCloud zu dem heran wächst, wonach ich mich sehne.
Nämlich zu einem Speicherpool der "format"unabhängig einfach den STATE, den Informationsstand meines geistig, kreativen Ergusses in alle beliebigen Anwendungen bereitstellen kann.
Man stelle sich einfach das derzeitig datenbankgestützt Apple TextEdit mit iCloud Anbindung vor.
In diesem Sinne ...
Flo am :
Ich wage es zu bezweifeln, dass Microsoft irgendwann iCloud an seine Office-Produkte anbindet. Und allein daraus entsteht schon ein großes Problem.
Dateien direkt aus der zugehörigen App zu öffnen ist sicherlich deutlich sinnvoller. Es besteht dabei aber aus meiner Sicht eine Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis. Ich sehe aktuell nicht, dass sich das praktisch und system- und plattformübergreifend durchsetzen lässt.
Siegel am :
Früher oder Später wird sich sicherlich das gesamte Angebot "Daten in der Cloud zu speichern" auf 3 Kernfelder reduzieren.
1. SkyDrive mit Microsoft Rund um Produkten.
2. Apples Xcode APIs etc. für den Umgang der Speicherung in der iCloud
und eben Dropbox und Co. die Stellenweise klassische Dateisystem-Mechanismen / Eigenentwicklungen verwenden werden …
Es bleibt spannend.
Daniel am :
Microsoft wird mit Windows 8 auch apps mit skydrive Unterstützung in den Appstore lassen.
Dann hab ich sowohl apps (ich denke ohne klassisches Dateisystem), als auch die Freiheit die mir Skydrive bietet.
Und vielleicht steig ich mit Windows 8 auch wieder vom Mac auf Windows um. Kommt auf den Appstore drauf an.
Langsam geht mir nämlich die halbfertige Software (ala iPhoto 11) voll auf die Nerven. Und die unnützen Regeln wie Apps wegen Dropbox Anbindung aus dem Appstore werfen geht gar nicht.
H.P. am :
Anstatt Dropbox nutze ich Wuala. Kann ich nur empfehlen.
Aber ich brauche persönlich nach wie vor das klassische Dateisystem. Daran hab ich mich gewohnt und das will ich so behalten.
iMerkopf am :
Ich würde mich gern an ein einfacheres System gewöhnen. Aber wenn bei iPhoto Probleme auftreten, die man mit einem klassischen Dateisystem beheben könnte - oder gar nicht erst hätte -, dann ärgert das tierisch.
Aber:
Windows 8 überzeugt mich fürs Arbeiten an einem PC überhaupt nicht. Im Gegenteil: So wie es momentan aussieht, wird Win8 noch viel Konsumorientierter als Mountain Lion (da erwarte ich keine großen Veränderungen zu Lion). Soll heißen: Mit Win8 wird man noch weniger produktiv sein können als mit Win7.
Und dazu kommen Probleme wie das Risiko des Datenverlustes (Stichwort schwerer Ausnahmefehler), die man als Macuser nunmal nicht kennt. Und mich würde es schon arg überraschen, wenn Win8 stabiler wäre, als Win7. Das wiederum schlechter ist als sein Ruf, der nur davon profitiert, dass der Vorgänger noch viel schlechter war.
Fazit: Ich finde Apples Weg befremdlich, aber Windows geht diesen Weg noch viel weiter. Eine Alternative for those who do wäre nur noch Ubuntu, sonst nix.
MikeInB am :
Wohl noch nie Win7 benutzt oder? :-/
Ich finde es ist das bis dato stabielste Windows und warum sollte Win8 es nicht genauso sein? Da fehlt mir irgend wie die Logik zwischen deiner Windows abneigung...
Ich auf jeden fall möchte wissen wo meine daten liegen und welche Programme ich dafür nutze will ich mir auch jedes mal aussuchen können.
Wenn Apple den Weg des "wir schaffens ab" wirklich so gehen sollte ist der Mac für mich gestorben.
Daniel am :
Sogar stabiler und weniger anfällig als Lion, das ich seit dem erschienen immerhin schon 2x neu aufsetzen musste. (beim ersten mal war's langsam nach dem Update von Snow Leopard, beim zweiten mal konnte ich ab und an einfach kein Drag and drill mehr nutzen weil die Elemente sich nicht mehr vom Mauszeiger lösten).
Microsoft hat übrigens auch schon gesagt das Dokumente in Zukunft nur noch über die entsprechenden apps geöffnet und Bearbeitet werden können. Wäsche mich auch so eine Art Abkehr vom Dateisystem, Orientierung zur objektorientierten Programmierung bedeutet.
Wolf am :
Ich meine, dass es immer mehrere Möglichkeiten und Wege geben wird, z.B. seine Infomationen abzulegen.
Ich denke, dass der Weg, den Steve ging und und Apple weiter geht näher in der Natur des Menschen ist.
Christian am :
Siegel am :
Widerspricht dem Ansatz trotzdem nicht "klassische Dateisysteme" abschaffen zu können.
Sicherlich ordnet unser Hirn ankommende Informationen themenbezogen ein und strukturiert sie mit Hilfe von Kategorien etc. durch. Trotzdem wird der ganze Kram assoziativ vermerkt. Wodurch eben die Verknüpfungen für "Wissen" entstehen.
Auf dem Computer ist der Umgang mit klassischen Dateisystemen einfach nur eine "un"natürlich eingeübte, um nicht zu sagen eingetrichterte, Qual.
Also ich verliere nach spätesten dem siebten Unterordner die Übersicht. Der Umgang mit Baumstrukturen taugt einfach nix.
Wenn ich also in einem Textprogramm etwas über "Schmackhafte Speisen am Nachmittag" verfasse. Dieser Inhalt dann in die iCloud geschoben wird. Per Datenbank-Textanalyse in die Tabelle "gesundes Essen" / "Nachmittag" / "Beispielgericht 1" abgelegt wird.
(Tage Später)
Ich am verfassen einer Präsentation bin und auf einer Folie ein Beispielrezept für "gesunde Ernährung" einfügen möchte. Alle "passenden" Texte mir per Spotlight (auf dem iPad) unter den Suchwörtern/Schlagwörtern "Essen / Beispielgerichte / Vesper" angezeigt werden … erscheint mir so eine Arbeitsweise "viel" logischer … als den ganzen Quatsch in Dateien/Ordnerstrukturen zu speichern …
Wie gesagt … auch wenn es eine Weile dauern wird … bitte weg von Dateisystemen hin zu einer transparenten Datenbankform mit vernünftigen Human (Machine) Interfaces.
Daniel am :
Und genau da geht der Trend der IT hin.
Weil es eben der "natürliche" objektorientierte Ansatz ist. Genau die weise wie unser Gehirn arbeitet.
Angenommen ich bin auf einem rock Konzert und lern dort eine schöne blonde kennen.
Tage später will ich die Fotos von dieser Dame sehen.
Was ist wohl einfacher:
1. Ordner Fotos öffnen -> Ordner Jahr öffnen -> Ordner Rock konzert öffnen -> Foto raussuchen
2. Der Spracherkennung sagen das ich gerne die Frau mit den blonden Haaren vom letzten Rock Konzert sehen möchte.
Genau zweiteres wird in Zukunft mit Siri und automatischer gesichtserkennung von Fotos passieren...
Daniel am :
iMerkopf am :
Wie gesagt: Apple wird mir auch gerade gefährlich produzentenfeindlich - aber Windows ist (noch) keine Alternative für Video-, Photo- und Bildbearbeitung.
oliver am :