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Kommentar: Google Reader Alternativen

Mitte März hat Google wie in jedem Jahr die Funktionen und Anwendungen bekannt gegeben, die dem großen Frühjahrsputz zum Opfer fallen und nicht weitergeführt werden. In diesem Jahr traf es dabei für viele überraschend auch den beliebten RSS-Feed-Sync-Dienst "Google Reader". Der Aufschrei im Netz war groß, die Entscheidung von Google aber unumstößlich. Ich selber bin seit Jahren ein großer Fan des Dienstes. Dies lag weniger an dem eher lieblos gestalteten Web-Interface, welches ich ohnehin eigentlich nie genutzt habe, als mehr an der Synchronisation meiner abonnierten Feeds über verschiedene Geräte hinweg. Wenngleich auch ich daher extrem enttäuscht von Googles Entscheidung war, bietet ein solcher Schritt immer auch neue Chancen. Und so haben sich bereits verschiedene Dienste positioniert, die sich anschicken, den Google Reader zu beerben. Erfreulich ist dabei vor allem, dass einige dieser Dienste nicht nur die Funktionen des Google Reader kopieren, sondern mit weiteren Features und tollen Ideen anreichern wollen. Und auch die verschiedenen verfügbaren Apps für iOS und den Mac haben bereits angekündigt, sich zeitnah auf die neue Situation im RSS-Universum einstellen zu wollen.

In wenigen Tagen, am 30. Juni wird der Google Reader nun eingestellt. Zeit also, sich einmal genauer mit den Alternativen zu beschäftigen und letzten Endes einen ganz subjektiven Sieger zu küren. Der Fokus wird dabei aufgrund der oben genannten Präferenz weniger auf der Web-Präsenz liegen, als mehr auf den Möglichkeiten, Funktionen und verfügbaren Apps zu den jeweiligen Diensten unter iOS und OS X. Doch egal ob ihr jetzt direkt umziehen wollt oder nicht, in jedem Fall rate ich dazu, vor dem Ende des Google Readers eure dort hinterlegten Daten zu sichern. Dies geschieht schnell und einfach über Google Takeout.

Newsblur

Newsblur gibt es eigentlich schon eine ganze Weile. Das Ende des Google Readers hat den Dienst nun aber wieder auf den Radar gehoben. Doch nicht nur das. Es hat dem Dienst sogar neues Leben eingehaucht. In den neuesten Versionen gehören die Bugs der Vergangenheit an und wurde das Design deutlich angenehmer gestaltet. Angenehm ist vor allem, dass sich die Feeds aus Google Reader direkt in Newsblur importieren und dort weiter genutzt werden können. Dabei bleiben auch sämtliche Ordner und Tags erhalten. Alternativ können auch Daten im OPML-Format importiert werden. Anders als Google Reader ist Newsblur allerdings nicht komplett kostenlos. Der Gratis-Account verwaltet 64 Feeds unentgeltlich. Hat man mehr Feeds in seinem Portfolio, zahlt man $ 24,- im Jahr für den Premium-Service.

Newsblur bietet eigene Apps für iOS und Android. Die universelle iOS-App (kostenlos im AppStore) erhielt erst kürzlich ein großes Update auf Version 2 und bietet alles, was man sich von einem guten RSS-Reader erwartet. Die auf der Web-Oberfläche konfigurierten Einstellungen und Ordner greifen auch innerhalb der App und umgekehrt. Und auch die Synchronisation der gelesenen und ungelesenen News funktioniert tadellos in beide Richtungen. Innerhalb der iOS-App wirken die zahlreichen Optionen und Einstellungen allerdings teilweise ein bisschen überzogen und dadurch verwirrend. Weniger wäre aus meiner Sicht hier mehr gewesen. Zudem hätte ich mir ein wenig mehr Anpassung des Look-and-Feel an die Standard-iOS-Optik gewünscht, aber das ist ja Geschmacksache. Alternativen zu den hauseigenen Apps gibt es aktuell noch nicht. Allerdings bietet Newsblur bereits jetzt die entsprechenden APIs für Entwickler an, so dass dies nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte und hoffentlich auch eine App für den Mac nicht lange auf sich warten lässt.

Auch bei den Ansichten hat man zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten. So kann man wählen, ob einem nur die ungelesenen oder alle Feeds angezeigt werden sollen und ob die Anzahl der ungelesenen Artikel pro Feed angezeigt werden sollen. Für alteingesessene Google Reader User am Browser gibt es zudem zahlreiche Tastaturbefehle, um mit den Feeds zu interagieren. Und für das individuelle Leseerlebnis lassen sich auch Schriftart und -größe anpassen.

Wo sich Newsblur von anderen Anbietern unterscheidet, ist eine Funktion namens "Intelligence Trainer", mit der sich die eigenen Vorlieben in die eigenen Feeds speisen lassen. Innerhalb der Funktion lassen sich bestimmte Tags und Autoren für jeden Feed mit einem "Daumen hoch" oder "Daumen runter" bewerten. Wechselt man anschließend in den "Focus"-Modus, sieht man nur noch Artikel von Autoren und mit Tags, die man zuvor als positiv bewertet hat. Ein Wechsel zurück in die normale Ansicht zeigt dann auch wieder sämtliche Artikel an. Dies funktioniert sowohl auf der Webseite, als auch innerhalb der iOS-App.

Fazit: Newsblur ist mehr als nur ein gleichwertiger Google-Reader-Ersatz. Die Zusatzfunktionalitäten wie der Intelligence Trainer sind gut durchdacht und liefern einen echten Mehrwert. In den iOS-Apps findet sich noch der eine oder andere kleinere Bug, mit der zu erwartenden Anzahl an Alternativ-Apps dürfte man aber auch hier bestens versorgt sein. Die $ 24,- im Jahr für den Premium Service lohnen sich auch in Zeiten der "Geiz ist geil"-Mentalität. Für gute Arbeit, für einen guten Dienst sollte jeder bereit sein, $ 2,- im Monat zu berappen.


Feedbin

Wie eingangs erwähnt, habe ich den Google Reader eigentlich nie über die Web-Oberfläche, sondern stets mit separaten Apps genutzt. Dabei fiel meine Wahl sowohl auf dem Mac als auch auf iPhone und iPad auf Newsrack. Irgendwie gefiel mir das einfache, schlichte und leicht zu bedienende Design dieser Apps. Inzwischen wurde die Entwicklung von Newsrack aber wegen der Einstellung des Google Readers beendet. Viele andere User sehen stattdessen in Reeder die bessere App. Auch hiervon existieren Versionen für den Mac (aktuell kostenlos im Mac AppStore), für das iPhone (€ 2,69 im AppStore) und für das iPad (aktuell kostenlos im AppStore). Bereits frühzeitig gab der Reeder-Entwickler bekannt, dass die App auch ohne Google Reader nutzbar sein wird. Inzwischen hat sich auch herauskristallisiert wie. Künftig setzt Reeder auf Feedbin als RSS-Dienst. Und auch Mr. Reader (€ 3,59 im AppStore) kann inzwischen alternativ zum Google Reader mit Feedbin genutzt werden.

Ähnlich wie Newsblur bietet auch Feedbin eine Web-Oberfläche, mit der sich deutlich mehr anfangen lässt, als mit der alten Google-Oberfläche. Diese präsentiert sich in diesem Fall sogar dermaßen gut gestaltet und nutzbar, dass eine Desktop-App eigentlich überflüssig ist. Newsblur bietet an dieser Stelle allerdings noch deutlich weitreichendere Einstellungsmöglichkeiten, so dass man dem Dienst noch anmerkt, dass er noch nicht ganz so lange auf dem Markt ist. Per Google Takeout lassen sich sämtliche vorhandenen Feeds aus dem Google Reader exportieren und anschließend nach Feedbin umziehen. Hierfür wird sogar das passende Tutorial mitgeliefert. Nachdem dies geschehen ist, tauchen die Feeds in alphabetischer Reihenfolge in der Web-Oberfläche von Feedbin auf. Ordner und Tags werden dabei allerdings nicht übernommen. Stattdessen bastelt sich Feedbin aus den im Google Reader angelegten Ordnern eigene Tags, die man anschließend auch per Hand weiterbearbeiten kann.

Auch Feedbin ist ein kostenpflichtiger Dienst. Hier hat man die Wahl zwischen zwei Zahloptionen. Entweder löhnt man $ 2,- pro Monat oder $ 20,- für das komplette Jahr. Einen kostenlosen Account wie bei Newsblur gibt es nicht und es werden direkt bei der Anmeldung die Kreditkartendaten abgefragt. Allerdings wird der erste Betrag erst nach drei Tagen abgebucht, so dass man den Dienst quasi drei Tage gratis testen und anschließend auch wieder gekündigt kann, ohne dass man dafür tatsächlich bezahlen muss. Ansonsten sind alleridngs auch hier $ 2,- pro Monat sicherlich zu vertreten.

Fazit: Auch Feedbin weiß als Alternative zum Google Reader absolut zu überzeugen. Eigene Apps sind momentan noch Fehlanzeige. Durch die Integration in die Reeder-Apps dürfte dies aber nicht wirklich ins Gewicht fallen. Die durch die geringe Zeit am Markt bedingten wenigen Funktionen können auch durchaus positiv gewertet werden, da man hierdurch praktisch keine Einarbeitungszeit benötigt. Das Web-Interface ist sicherlich von allen Alternativen das mit Abstand am angenehmsten gestaltete und kann es mit jeder Desktop-App aufnehmen. Ähnlich wie bei Newsblur bin ich auch hier der Meinung, dass der veranschlagte Preis für die Nutzung mehr als vertretbar ist und damit auch eine nachhaltige Weiterentwicklung des Dienstes fördert.


Digg

Eine der vielversprechendsten Ankündigungen eines Google-Reader-Ersatzes kam zweifelsohne von Digg. Dies lag nicht zuletzt daran, dass Digg in den letzten Jahren zu einer echten Internetgröße avancierte. Inzwischen hat die Beta-Phase für den Dienst begonnen und die ersten User wurden dazu eingeladen. Da auch ich mich zu den Glücklichen zählen darf, konnte ich inzwischen einen Blick auf die Idee wefen. Der Umzug von Google ist schnell erledigt. Hierzu logt man sich einmal mit seinem Google-Konto über Digg ein und schon sind sämtliche im Google Reader hinterlegten Feeds auch bei Digg verfügbar. Selbstverständlich lassen sich alternativ aber auch hier Feeds vollkommen losgelöst vom Google Reader anlegen. Digg bietet dafür auch Empfehlungen von besonders lesenswerten Feeds an.

Die in HTML5 geschriebene Webanwendung macht dabei einen äußerst aufgeräumten, angenehmen Eindruck. Bei den Ansichten hat man die Wahl zwischen einer Liste oder einer erweiterten Variante. Sämtliche Artikel lassen sich per Instapaper, Pocket oder Readability speichern oder per Twitter und Facebook teilen. Wie schon des Öfteren angedeutet, ist mir vor allem die Synchronisationsfunktion wichtig. Auch die lässt sich inzwischen testen, denn nur kurze Zeit nach der Web-Version tauchte auch die per Update angepasste iOS-App inkl. Reader-Funktionalität im AppStore auf und versteht sich ganz hervorragend mit dem Dienst.

Die Digg-Macher werden allerdings nicht müde zu betonen, dass sich ihr Reader nach wie vor im Beta-Stadium befindet und der Fokus bislang vornehmlich darauf gelegen hat, einen einfachen, funktionierenden Dienst aufzubauen. Für die Zukunft sind aber eine ganze Reihe Erweiterungen in Planung, wie man in einem Blog-Post verriet. Hierzu zählen unter anderem eine Suche, Funktionen wie "Nur ungelesene Artikel anzeigen", sowie verschiedene Sharing-Optionen.

Fazit: Der Digg-Reader ist sicherlich mit den größten Hoffnungen verbunden an den Start gegangen. Aktuell handelt es sich aber nach um einen Beta-Dienst, dem es an verschiedenen Stellen noch an wichtigen Funktionen (Stichwort: "Alle als gelesen markieren" und "Nur ungelesen Artikel") fehlt. Was aber in jedem Fall gefällt, sind die aufgeräumte Web-Ansicht, sowie die gut integrierten iOS-Apps. Da für mich hauptsächlich das Konsumieren von mir ausgewählten Feeds im Vordergrund steht, kann ich auf Zusatzfunktionen gut und gerne verzichten. Und genau daher kann der Digg Reader bei mir auch mit seinem ebenso einfachen wie funktionalen Aufbau punkten.


NetNewsWire

NetNewsWire ist einer der alteingesessenen RSS-Reader am Mac und mit Abstrichen auch unter iOS, wenngleich es in letzter Zeit auch merklich ruhig um die App geworden ist. Dennoch war es keine große Überraschung, dass man auch hier versucht, ein Stückchen vom Google Reader Kuchen ab zu bekommen. Und so kündigte man bereits im März einen Alternativ-Dienst zum Google Reader an. Am vergangenen Montag war es dann soweit und man veröffentlichte NetNewsWire 4 in einer öffentlichen Beta. Das Interface macht dabei einen äußerst aufgeräumten Eindruck und erinnert dabei an meinen bisherigen Mac-Favoriten NewsRack mit seiner dreispaltigen Darstellung. In Sachen Sortierreihenfolge kann man einstellen, ob die ältesten oder die neuesten Artikel oben angezeigt werden sollen. Ein Today-View liefert die aktuellsten Artikel des Tages. Artikel lassen sich wahlweise als Favoriten oder als Bookmarks markieren, um sie später im Archiv leichter auffinden zu können. Gelöscht werden können die Artikel wie gewohnt entweder in einem Rutsch oder einzeln. Um die Übersicht zu wahren lassen sich mehrere Tabs öffnen, die dann in einer zusätzlichen Spalte am rechten Rand angezeigt werden.

In Sachen Finanzierung geht NetNewsWire einen anderen Weg. Anstatt sich den Dienst als solchen bezahlen zu lassen, kosten die für die Nutzung benötigten Apps. Eine Webansicht ist nämlich nicht vorgesehen. Die Mac-Version wird in ihrer finalen Fassung € 15,74 kosten. Wer sich dazu entscheidet, sie bereits während der Beta-Phase zu kaufen, erhält die finale Version zum halben Preis. Preise für die iOS-Apps sind aktuell ebenso wenig bekannt, wie deren Veröffentlichungstermin. In einem aktuellen Blogbeitrag äußern sich die Entwickler derweil zu den nächsten Schritten. Demnach ist die für mich entscheidende Sync-Funktion derzeit noch in Arbeit und soll demnächst mit ausgewählten Beta-Testen ausführlich getestet werden. Die iOS-Versionen befinden sich gerade in einem Re-Design-Prozess als Folge von Apples iOS 7 Ankündigung.

Fazit: Während die Mac-App bereits einen guten Eindruck macht, kann man zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht viel zu NetNewsWire sagen. Für mich ist vor allem die Synchronisation der Artikel über mehrere Geräte hinweg entscheidend, was sich aktuell aus Mangel an einem Sync-Dienst und iOS-Apps nicht testen lässt. Das Fehlen einer Web-Ansicht mag sich darüber hinaus für den einen oder anderen als KO-Kriterium erweisen. Sollten Sync und iOS-Apps aber ähnlich gut gelingen, wie die Mac-App, könnte NetNewsWire interessant werden. Zumindest wenn man sich nicht mehr allzu viel Zeit lässt und der Zug der Google Reader Alternativen ohne NNW abfährt.


AOL Reader

Einigermaßen überraschend ist auch AOL eine Woche vor dem Ende des Google Reader noch in das Rennen um die Gunst der Nutzer eingestiegen und präsentiert mit dem AOL Reader eine entsprechende Alternative, die sich seit vergangenem Montag in einer öffentlichen Beta befindet. Momentan verfügt der Dienst lediglich über eine Web-Version, was eine abschließende Beurteilung erschwert. Es sind aber sowohl verschiedene Apps (unter anderem auf für iOS) angekündigt und es soll ebenfalls eine offizielle API geben, an die Apps von Drittanbietern andocken können. Die momentan verfügbare Webansicht verfügt aber immerhin über eine iOS-optimierte Version, so dass man den Dienst auch jetzt schon problemlos am iPhone nutzen kann. Am Rechner erinnert die Darstellung ein wenig an die beliebte iPad-App Mr. Reader (€ 3,59 im AppStore). Ansonsten präsentiert sich der AOL Reader als eine 1-zu-1-Kopie des Google Readers, wenngleich mit einer deutlich angenehmeren, aufgeräumten Oberfläche im Flat-Design. Die Nutzung des AOL Reader ist kostenlos.

Optisch kann man sich den AOL Reader so anpassen, wie man es gerne hätte. Dabei hat man die Wahl zwischen den Ansichten List, Card, Full und Pane. Zudem kann man die Sortierreihenfolge einstellen und entscheiden, ob alle Artikel oder nur die ungelesenen angezeigt werden sollen. Ebenfalls ähnlich wie beim Google Reader lassen sich Artikel als Favoriten markieren, um sie später im Archiv leichter auffinden zu können. Artikel können entweder in einem Rutsch oder einzeln als gelesen markiert werden.

Um die Abonnements von Google zu AOL transferrieren, setzt man auf den Ex- und Import über Google Takeout. Dies funktioniert wie gewohnt einfach und schnell. Die Anmeldung beim AOL Reader erfolgt wahlweise über das eigene AOL-Konto oder alternativ mithilfe eines Facebook-, Twitter-, oder (ironischerweise) Google-Accounts.

Fazit: Als AOL kurzfristig noch auf den Zug aufgeprungen ist, war ich zugegebenermaßen skeptisch. Nach ein paar Stunden in der Beta macht der AOL Reader auf mich aber einen überaus guten Eindruck. Ein Problem könnte für AOL allerdings sein, dass man doch relativ spät dran ist und viele User sich inzwischen für einen der anderen Dienste entschieden haben. Die Tatsache das man hier aber quasi eine 1-zu-1-Kopie des Google Readers bekommt, die im Web schon mal eine sehr gute Figur macht und demnächst auch in App-Form daher kommen wird, könnte den AOL Reader aber zu einer wirklich guten und im positiven Sinne gemeinten schlichten Alternative machen. Sicherlich einen Blick wert!


Feed Wrangler

Feed Wrangler ist einer der Dienste, der es sich explizit auf die Fahne geschrieben hat, den Google Reader zu beerben und auch einzig zu diesem Zweck aus der Taufe gehoben wurde. Wie eigentlich alle der vorgestellten Alternativen bringt auch Feed Wrangler eine Möglichkeit mit, seine Feeds aus dem Google Reader in ihr neues Zuhause zu übertragen. Hierzu greift Feed Wrangler direkt über das Google Konto auf die im Reader konfigurierten Feeds zu und saugt sie herüber. Ein vorheriger Export wird damit überflüssig. Alternativ können für den Import auch OPML-Dateien verwendet oder komplett neue Feeds per URL angelegt werden. In Sachen Web-Interface bin ich ein wenig gespalten. Entweder liegt es daran, dass der Dienst noch relativ jung ist, oder aber daran, dass der Entwickler den Nutzer dazu ermutigen möchte, die ebenfalls angebotenen Apps zu nutzen. In jedem Fall kommt die Web-Oberfläche von Feed Wrangler in keinster Weise mit der der anderen Anbieter und wenn man ehrlich ist, nichtmal mit der des Google Reader mit. Zum Lesen der Feeds sicherlich ausreichend, geizt sie jedoch ansonsten mit Funktionen und optischem Eye-Candy.

Kostenlos ist auch Feed Wrangler nicht. Ein Jahr Nutzung kostet hier $ 19,-. Eine monatliche Staffelung wird ebenso wenig angeboten, wie eine kostenlose Testphase, um den Dienst erst einmal kennenzulernen. Stattdessen wird der Betrag unmittelbar nach dem Beitritt im Voraus eingezogen. Ein Probierangebot wäre an dieser Stelle sicherlich angebracht.

In dem genannten Jahresbeitrag ist immerhin die ebenfalls angebotene und in Anbetracht der doch recht schlichten Web-Oberfläche auch zu empfehlende universelle iOS-App (kostenlos im AppStore) enthalten. Diese wirkt sowohl auf dem iPhone als auch auf dem iPad deutlich durchdachter und liebevoller gestaltet als die Web-Ansicht und bietet sogar eine Integration mit dem Passwortmanager 1Password (€ 7,99 im AppStore). Auch aus der App heraus lässt sich übrigens das Jahrespaket bei Feed Wrangler zum In-App Preis von € 16,99 buchen. Darüber hinaus existiert demnächst auch eine öffentliche API, an die andere Apps andocken und das Angebot in diesem Bereich weiter ausbauen können. Als erste namhafte App hat Reeder (für Mac, das iPhone und das iPad) bereits angekündigt, künftig die Feed Wrangler Schnittstelle zu unterstützen. Und auch Mr. Reader (€ 3,59 im AppStore) kann inzwischen alternativ zum Google Reader mit Feed Wrangler genutzt werden.

Auch Feed Wrangler benötigt natürlich ein Alleinstellungsmerkmal, um sich von den Konkurrenten um die Nachfolge des Google Readers abheben zu können. An dieser Stelle kommen Smart Streams und Filter ins Spiel. Bei den Smart Streams handelt es sich um konfigurierbare Feed-Listen, die lediglich die Artikel enthalten, die einem vorher festgelegten Suchkriterium entsprechen, ähnlich also, wie beim Intelligence Trainer und dem Focus-Modus von Newsblur. Ähnlich funktioniert auch der Filter, bei dem sich Kriterien anlegen lassen, nach denen Artikel aus dem restlichen Feed-Stream herausgefiltert werden. Speziell im Fall Apple ließ sich auf diese Weise zum Beispiel ein Filter hinterlegen, der dafür sorgt, dass einem keine Gerüchte angezeigt werden.

Fazit: Feed Wrangler ist ein noch recht neuer Mitspieler auf dem Markt der RSS-Dienste und das merkt man ihm an der einen oder anderen Stelle auch noch teils deutlich an. Grundsätzlich tut der Dienst das was er soll und positioniert sich allein schon hierdurch aus veritable Google-Reader-Alternative. Die iOS-App darf man auch getrost als gelungen bezeichnen, wohingegen der Web-Auftritt doch noch arg zu wünschen übrig lässt. Dafür bietet Feed Wrangler mit den Funktionen Smart Streams und Filter durchaus tolle Ideen, die das Verwalten und Handlen speziell von großen Feed-Sammlungen durchaus erleichtern. Hilfreich wäre gerade für den Start sicherlich eine kostenlose Testphase, da die für ein Jahr veranschlagten € 19,- ansonsten vielleicht den einen oder anderen potenziellen Nutzer abhalten könnten.


Feedly

Ursprünglich als Client für den Google Reader gestartet, konnte Feedly schnell eine beachtliche Fangemeinde um sich versammeln. Vor allem das moderne, innovative Design hat Feedly eine Menge Beachtung und positive Rezensionen eingebracht. Mit der Bekanntgabe von Google, seinen Reader einzustellen, hat sich die Wahrnehmung von Feedly noch verstärkt, so dass man einen eigenen Feed-Aggregator-Dienst unter dem Namen "Feedly Cloud" angekündigt hat. Dieser wurde inzwischen in Betrieb genommen, hat die Synchronisation der Feeds übernommen und verfügt inzwischen auch über ein Web-Interface. All dies funktioniert zumindest bei mir bereits wie gewünscht, so dass Feedly durchaus als eins-zu-eins Ersatz für den Google Reader dienen kann. Weitere Informationen zur Migration haben die Feedly-Macher in ihrem Blog veröffentlicht.

Ansonsten ist Feedly im Gegensatz zu den meisten anderen Alternativen mit eigenem Konto und Synchronisations-Funktion komplett kostenlos und bietet eine herausragende universelle iOS-App (kostenlos im AppStore) an, die designtechnisch ihres Gleichen sucht. Dabei stehen diverse unterschiedliche Ansichten zur Verfügung. So werden beim "Title-only"-Modus lediglich die Überschriften in einer Liste angezeigt, im "List"-Modus zusätzlich kleine Thumbnails, (ähnlich wie in der Listenansicht bei meiner App) oder im "Magazin"-Modus größere Bilder und dafür weniger Text. Der "Card View" schließlich stellt eine bildschirmfüllende Ansicht für jedes einzelne Objekt bzw. jeden einzelnen Artikel dar. Navigiert wird durch die meisten Funktionen per Gestensteuerung. Ein kleines Tutorial am Anfang erklärt dabei die wesentlichen Gesten. Dabei merkt man, dass Feedly ursprünglich als iOS-App an den Start gegangen ist. Inzwischen existieren jedoch auch Apps für Android und Add-Ons für die gängigsten Browser. Und als sei dies noch nicht genug, hat auch der bereits mehrfach angesprochene Reeder (für Mac, das iPhone und das iPad) angekündigt, künftig die Feedly Schnittstelle zu unterstützen.

Fazit: Das für mich vielleicht entscheidenste Kriterium bei einem Nachfolge für den Google Reader ist die Synchronisation meiner Feeds über mehrere Geräte hinweg. Dies funktioniert im aktuellen Stadium bereits tadellos. Der Ursprung in der iOS-Entwicklung macht sich bei den hauseigenen Apps bemerkbar, die durch ihre Gestaltung und Innovation heraus stechen. Mir persönlich sind sie allerdings an verschiedenen Stellen ein wenig zu verspielt und das unflüssige, seintenweise Scrollen nervt mich sogar. Beim Newslesen stört mich so etwas hin und wieder. Durch die kostenlose Freigabe der API und der inziwschen erfolgten Zusage von Reeder, diese zu unterstützen, hat sich Feedly eindeutig in der oberen Kategorie positioniert. Übrigens sind nach eigener Aussage inzwischen bereits über drei Millionen User von Google Reader zu Feedly gewechselt. Eine respektable Zahl wie ich finde.

Pulse

Ähnlich wie Feedly hat auch Pulse seine Wurzeln als Newsaggregator mit Google Reader Anbindung im AppStore. Und auch ansonsten sind Parallelen zu erkennen, so zum Beispiel im von vielen Seiten gefeierten Design der App und der Darstellung der Inhalte. Neben Feedly hat auch Pulse direkt nach der Bekanntgabe von Google, seinen Reader einzustellen, begonnen, an einem eigenen Dienst zu arbeiten, der inzwischen ebenfalls ans Netz gegangen ist. Über einen extra eingerichteten "Importer" lassen sich die Inhalte von Google auf Pulse übertragen. Diese stehen fortan über die Web-App und die universelle iOS-App (kostenlos im AppStore) zur verfügung und werden auch zwischen ihnen synchronisiert. All dies funktioniert reibungslos, wodurch auch Pulse zu einer würdigen Google-Reader-Alternative avanciert.

Die Anmeldung bei Pulse erfolgt schnell und problemlos und kann auf Wunsch auch über das eigene Facebook-Konto erfolgen. Die Darstellung der Inhalte erfolgt in Form von in der Regel pro Quelle horizontal angeordneten Kacheln. Die Darstellung der Artikel selbst ist angenehm schlicht und im Flat-Design gehalten. Auf Wunsch können Artikel als Favorit gespeichert oder über LinkedIn, Facebook oder Twitter geteilt werden.

Fazit: Wie bereits mehrfach erwähnt, ist mir auf der Suche nach einem Nachfolge für den Google Reader die Synchronisation meiner Feeds über mehrere Geräte hinweg besonders wichtig. Ähnlich wie auch bei den meisten anderen bislang vorgestellten Diensten, funktioniert dies auch bei Pulse absolut problemlos. Ähnlich wie bei Feedly kann ich mich also auch bei Pulse auf andere Dinge hinsichtlich der Bewertung konzentrieren. Während auch bei Pulse der Design-Ansatz der App und die Darstellung selbiger eine Menge Freunde gefunden haben, ist dies nicht abschließend meine Art des Konsumierens. Mir reicht eine einfache Überschrift um zu wissen, ob ich den kompletten Artikel lesen will oder nicht. Und dies am besten in Listenform. Wer dies aber vielleicht nicht ganz so engstirnig sieht wie ich, findet auch in Pulse eine äußerst gelungene Alternative zum Google Reader.

Fever

Fever ist auf dem Markt der RSS-Reader-Dienste bereits ein alter Hase und galt auch schon vor Googles Ankündigung als mögliche Alternative für den Dienst des Suchmaschinen-Giganten. Allerdings ist der Dienst sicherlich nicht für jedermann gedacht, setzt er doch seine Installation auf einer eigenen Domain voraus. Fever ist damit also weniger ein Dienst, den man bei einem externen Anbieter bucht, sondern vielmehr eine Web-App, die man herunter lädt und sich anschließend selbst installiert. Ist einem diese Möglichkeit gegeben, hat man somit anschließend die volle Kontrolle über die App. Bei den aktuellen Preisen für eine gehostete Domain und der Einfachheit der Installation von Fever ist dies auch für nicht ganz so technik-affine Nutzer zu bewerkstelligen. Um das Installationspaket zu erhalten, ist eine einmalige Lizenzgebühr in Höhe von $ 30,- zu berappen.

Wie auch bei den meisten anderen genannten Diensten bietet Fever neben der reinen Web-App auch öffentliche APIs, auf die mit Reeder (Apps für Mac, iPhone und iPad) und Mr. Reader (€ 3,59 im AppStore) unter anderem zwei der beliebtesten RSS-Feed-Reader-Apps im AppStore zugreifen und die konfigurierten Feeds optisch sehr schön aufbereitet darstellt. Weitere durchaus gelungene native Apps für den Fever-Zugriff stehen außerdem mit Ashes for Fever (€ 6,99 im AppStore) und Sunstroke (€ 4,49 im AppStore) zur Verfügung. Alternativ dazu bietet Fever aber auch ein eigenes Interface, welches an die Besonderheiten des iPhone-Displays angepasst ist, so dass die Software auch mit Safari und anderen Browsern unter iOS genutzt werden kann. Auf dem iPad hingegen wird die Bedienung ob der teilweise recht kleinen Tap-Bereiche ein wenig fummelig. Am Mac hingegen weiß die Web-App durchaus zu überzeugen und kann sogar mit Features wie Drag-and-Drop für das Organisieren der Feeds aufwarten.

Die "Hot List" ist das Feature, mit dem sich Fever von den anderen Diensten abhebt. Die Funktion erinnert ein wenig an Zite (kostenlos im AppStore) und analysiert die gespeicherten Feeds mit den aus ihnen heraus und hineinführenden Links und erstellt basierend darauf eine Zusammenstellung aller Inhalte zu den relevanten Themen. Je mehr Links dabei zu einer bestimmten Quelle führen, desto höher wird deren Relevanz eingeschätzt. Hieraus ergibt sich auch, dass Fever speziell für große Feed-Sammlungen geeignet ist, da sich bessere Rankings ergeben, je mehr Feeds man zu einem bestimmten Thema abonniert hat.

Fazit: Fever ist sicherlich ein spezieller Fall unter den Alternativen zum Google Reader, da man sich diesen Dienst quasi selber installiert, konfiguriert und betreibt. Insofern ist er vor allem für Leute geeignet, die bereits eine eigene Webseite betreiben, die volle Kontrolle über einen solchen Dienst haben und möglichst wenig Daten an einen Anbieter geben möchten. Eine reine Web-App ist sicherlich auch nicht jedermanns Sache. Durch die Möglichkeit, Fever aber auch in der Reeder-App zu nutzen, ergibt sich ein rundes Angebot ohne fortlaufende Kosten.


Fazit: Ein allgemeingültiges Fazit zu ziehen ist eigentlich gar nicht möglich. Zu verschieden sind Ansprüche, Nutzungsgewohnheiten und Wünsche an den Dienst. Zunächst einmal muss man sich natürlich die Frage danach stellen, ob man für seinen Google-Reader-Ersatz zahlen möchte oder ob man eine kostenlose Variante wählt. Ganz nebenbei, zahlen tut man sowieso. Entweder mit Geld oder eben mit Daten. Oder auch mit beidem. Ihre Vor- und Nachteile haben alle der genannten Dienste. Um hier aber nicht allzu sehr ins Philosophische abzudriften, machen wir es an dieser Stelle lieber kurz. Ich persönlich bevorzuge einen schlichten, leichtgewichtigen Reader, ohne grafischen oder funktionalen Schnick-Schnack. Mir geht es rein um das Konsumieren der von mir abonnierten Feeds. Und dafür sind aus meiner Sicht die Angebote von Digg, NetNewsWire (trotz momentan fehlender iOS-Apps) und, ja, auch der AOL Reader die besten und zudem auch noch kostenlosen Varianten. Aber auch sämtliche Angebote, die sich mit den iOS-Apps Reeder und Mr. Reader verstehen, können ohne Bedenken genutzt werden., solange sie auch über eine vernünftige Mac-Anbindung, etwa über eine gute Web-App bieten. Das Angebot ist also ebenso vielfältig wie groß. Da sollte für jeden was dabei sein. Und so hat das Aus für den Google Reader dann auch irgendwie schon wieder etwas Gutes.

Abschließend noch ein gut gemeinter Hinweis: Googelt man dieser Tage nach dem Begriff "RSS Reader", bekommt man an relativ prominenter Stelle die URL rssreader.com angeboten. Allein die Tatsache, dass ich diese URL nicht verlinke zeigt, dass man lieber die Finger davon lassen sollte. Zwar handelt es sich dabei um eine reine Windows-Anwendung. Diese ist jedoch so vollgestopft mit Schadcode, dass ich an dieser Stelle darauf hinweisen möchte, dass man sich in diesem Fall nicht von dem Google Rang täuschen lassen und lieber eine der oben vorgestellten Google-Reader-Alternativen verwenden sollte. Weitere Informationen zum Sicherheitsrisiko von "RSS Reader" gibt es bei Paul Mutton.

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Kommentare

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Anonym am :

Theoldreader.com geht Super mit FeedlerPro

Timo am :

Nutze google Reader nicht, aber das neuste Update von flipboard bietet eine Übernahme der Daten von google Reader an.
Optisch und funktional ist die App klasse.

Volker am :

Wieso geht der Link zu Newsrack nicht? Falscher Link oder liegt es an mir?

Viele Grüße,
Volker

Flo am :

Nein, nicht dein Fehler. Zum Zeitpunkt als ich begann den Artikel zu schreiben, war Newsrack noch im AppStore verfügbar. Inzwischen wurde die Entwicklung aber leider eingestellt: http://www.omz-software.com/newsstand/

Volker am :

Da hat dich sozusagen die Zukunft überrollt. :-)

Uwe K. am :

Das Problem mit Fever und der Ansicht auf dem iPad lässt sich lösen, weitere Infos gibt es unter http://www.bastelstube.org/computer/fieber-wegen-goggle

Otte am :

Für mich ist auch Flipboard in Kombination mit Google Reader die beste Kombination gewesen. Eine bessere Aufbereitung der News in einen Zeitschriftenstil habe ich bisher noch nirgends gefunden. Auch das arbeiten und synchronisieren mit iPhone, iPad, Android und über Sideload mit BlackBerry 10 funktioniert bestens.
Mal schauen wo die Reise mit Flipboard ohne Google Reader hin geht.

Ralf Bernhardt Lübeck am :

Danke Flo für den guten Tipp, "digg" ist geladen, funktioniert absolut einwandfrei und ist dabei sogar noch sehr schick., was das App-Icon einschliesst.

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