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Erschütternd: Mailtracker verschickt ungefragt Mail-Lesebestätigungen

Normalerweise packe ich die App-Neuerscheinungen der Woche am Freitag in meine AppStore Perlen. Sollte mal etwas Außergewöhnliches dabei sein, kommt eine Spezial-Ausgabe. Von beidem sehe ich im Falle von Mailtracker (kostenlos im AppStore) mal ab und verpacke das ganze an dieser Stelle eher als Warnung. Auch wenn ich mich selbst nicht unbedingt als jemanden sehen würde, der unter Verfolgungswahn leidet, habe ich doch ein ziemliches Problem damit, wenn Leute, die mir eine Nachricht schreiben auch gleich noch sehen, ob und wann ich diese gelesen habe. Zu nervig sind mir hinterher irgendwelche vorwurfsvollen Diskussionen von wegen "Du hast die Nachricht doch gelesen, warum antwortest du nicht!?". Dies ist auch einer der Gründe, warum ich zur textuellen Kommunikation nach wie vor auf SMS und E-Mail statt Facebook-Messenger, WhatsApp und Konsorten setze. Zumindest in Sachen E-Mail bekommt diese Haltung nun jedoch einen kleinen Dämpfer verpasst. Mit dem kostenlosen AppStore-Download Mailtracker ist es nun nämlich möglich, sich per Push Notification informieren zu lassen, wann, wie oft, wo, wie lange und mit was für einem Gerät der Empfänger eine E-Mail diese gelesen hat. Klingt gruselig? Ist es aus meiner Sicht auch.


Zunächst einmal stellt sich natürlich die Frage, wie das überhaupt funktioniert. Die Antwort ist recht einfach. Nachdem man Mailtracker auf seinem iPhone installiert hat, wird man durch ein kleines Tutorial geführt, in das auch gleich die Einrichtung eines entsprechenden Mail-Accounts verpackt ist. Dabei wird im Laufe der Einrichtung ein Konfigurationsprofil auf dem Gerät installiert, welches dann dafür sorgt, dass in die über die iOS Mail-App (!) verschickte E-Mail ein Codeschnipsel eingefügt wird. Dieser Codeschnipsel führt dann dazu, dass beim Öffnen der Mail auf Seiten des Empfängers ein unsichtbares Bild vom Server der Mailtracker-Entwickler geladen wird. Und genau dieser Download zeigt eben an, dass die Mail geöffnet wurde. Das Auslesen der Geoposition auf Basis der IP-Adresse, der Client, etc. ist dann nur noch ein Kinderspiel. All dies geschieht ohne das Wissen und ohne das Zutun des Empfängers, was aus meiner Sicht (wie oben schon angemerkt) mal überhaupt nicht geht. Der zu der Mail hinzugefügte Code sieht übrigens in etwa so aus:

<img src="http://ping.answerbook.com/r/bbe369e805c943b694fd0e0a089da3ae/s.gif" width="10" height="1" style="visibility:hidden;">
<img src="https://ping.answerbook.com/i/bbe369e805c943b694fd0e0a089da3ae/s.gif" width="10" height="1" style="visibility:hidden;">

Bleibt also die Frage, wie man sich gegen so etwas wehren kann. Wie man an den oben abgebildeten Codezeilen erkennen kann, basiert die Idee hinter der App darauf, dass die Mails in HTML verschickt und auch geöffnet werden. Unterbindet man dies und öffnet seine Mails beispielsweise als Rich-Text werden die versteckten Grafiken schon mal nicht automatisch geladen. Auf einem iOS-Gerät kann man zudem unter "Einstellungen > Mail, Kontakte, Kalender" die Option "Entfernte Bilder laden" deaktivieren, was dazu führt, dass man die Bilder explizit mit einem Tap in der Mail herunterladen muss.


Eine weitere Option bieten Regeln oder Spam-Filter, sofern der eigene E-Mail-Anbieter eine entsprechende Konfiguration anbietet. Trägt man hier als Kriterium für den Inhaltstext der E-Mail die oben zu sehende Server-Adresse "answerbook.com" ein, wird die Mail entsprechend der hinterlegten Regel behandelt.

Um abschließend eines klarzustellen: Es geht mir hier nicht darum, diese App schlecht zu machen oder den Entwicklern das Geschäft zu versauen. Die Idee dahinter ist schließlich ziemlich clever. Mir persönlich widerstrebt es allerdings komplett, auf einem solchen Wege "ausspioniert" zu werden. Und zwar nicht von der NSA oder sonst jemandem, sondern vom Freundes-, Kollegen- oder Bekanntenkreis. Oder gar von jemand Fremdes. Schließlich wird durch diese Methode für andere Personen Tür und Tor geöffnet, herauszufinden, wo ich mich gerade befinde. Man denke diese Idee nur mal einen Schritt weiter...

Trackbacks

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Kommentare

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Wrulms am :

Vollkommen unverständlich....
Geht nicht sowas!

Anonym am :

Grauenvoll-vielen Dank!!!

merc am :

sehr interessant. danke flo.

Thomas am :

Es wird immer schlimmer mit der ganzen Sch... :/

Holger am :

Dir ist aber schon klar, dass alle Mail Programme von Apple selbst -sei es die Mail App von OS X, oder die von iOS- grundsätzlich beim Öffnen einer Mail Lesebestätigungen verschicken, ohne dass du gefragt würdest, oder es einstellen könntest?

Cdm am :

Richtig Holger!

Apple hat's bekanntlich gar nicht so mit der Privatsphäre! Die sind noch "geschwätziger" als Google oder Windows...

Trotzdem Dank an Flo!
So 'ne App gehört schon gar nicht zugelassen! Da liegt der Ball aber wieder in Apples Tor!

Reiner am :

Falsch Holger!
Das stimmt einfach nicht. Keines der von Dir genannten Programme verschickt "grundsätzlich" und automatisch "Lesebestätigungen". Bitte belege solche Aussagen!

Jürgen am :

Die gleiche Technik wird im Prinzip seit vielen Jahren auch in jedem Newsletter verwendet oder teilweise auch in anderen automatisierten Mails (z.B. Bestellbestätigungen eines Versandhandels etc.)

Schon aus diesem Grund ist es mehr als sinnvoll das automatische Laden von externen Bildern immer abzuschalten (und jedes Mailprogramm einschließlich iOS bietet die Möglichkeit diese dann bei Interesse per manueller Bestätigung nachzuladen.)

AppStore Tester am :

Bei SPAM soll man ja nicht antworten, da sonst klar ist, dass die E-Mailadressen aktiv genutzt werden. Wie man hier sieht, reicht schon das öffnen der betroffenen E-Mail aus!

Skeptiker am :

Entfernte Bilder laden habe ich schon lange abgeschaltet. Immerhin erfahren so auch Spamversender, ob diese Adresse wirklich existiert.
Extrem nervig ist dann aber, dass man auf dem iPhone jede Mail, deren Bilder man sehen will, erst bis ganz unten durchscrollen muss. Dieses "Bilder laden" könnte Apple ruhig mal oben ansiedeln.

Stephan am :

100% Zustimmung!

Anderl am :

Prima Beitrag. Habe die empfohlene Einstellung sofort vorgenommen. Vielen Dank!

Bernhard am :

Ich auch.

Gibt es sowas auch für Mail?

Dok S am :

Das weiß ja echt kein Mensch. Danke, Einstellungen auf allen Geräten sofort geändert.

Spacko^2 am :

:-( hätte es gerne einmal ausprobiert,
allein um zu sehen wie es cooperiert,
aber mal wieder nur für iOS 7 ^_*

Anonym am :

... finde das auch schlimm und möchte über Missbrauchsmöglichkeiten gar nicht nachdenken. Danke Flo! Interessant wäre noch zu wissen, was das Programm alles auf der Anwenderseite erfasst und als Statistik "nach Hause" sendet. Würde das den ein oder anderen Anwender abschrecken die App zu nutzen?

Jotter am :

Stimme deinen Einwänden voll zu. Sowas muß sogar gesetzlich verboten werden! Danke für den ausführlichen Hinweis.

Anonym am :

Also auch auf die Gefahr hin hier gesteinigt zu werden, ich habe eine solche App installiert und nutze sie auch. Allerdings nur bei Kündigungen, Mails an Steuerberater (ist die Info rechtzeitig angekommen), Support Anfragen. Im Privaten kommuniziere ich gar nicht per Mail und iMessage zeigt ja zum Beispiel auch an, ob die SMS schon gelesen wurde. Ist mir auch manchmal wichtig, um zu sehen, ob ich noch einen Anruf hinterherschieben muss, weil der Empfänger das Handy in der Tasche hat (Szenario kannst du bitte ein Brot mitbringen, Mann kommt ohne Brot zu Hause an und hat gar nicht aufs Handy geschaut) wenn jemand nicht antwortet bei wichtigen Sachen frag ich doch eh nach und erwarte dann auch eine ehrliche Antwort und nicht, ach die Mail hab ich gar nicht gekriegt... dafür brauch ich doch keinen Tracker ???? für Kündigungen, Anfragen im offiziellen Bereich hingegen finde ich es durchaus praktisch, obwohl ich die App Real vielleicht ein paar Mal im Jahr nutze.

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