Tim Cook fordert Integration von Programmiersprachen in den Schulunterricht
Apple CEO weilt dieser Tage in Amsterdam auf dem Startup Fest Europe, wo er heute zu Gast bei der Auftaktveranstaltung war. Dies wäre normalerweise wohl nicht weiter bemerkenswert, hätte er dabei nicht ein Thema angeschnitten, dass dieser Tage wie die Faust aufs Auge passt. Ich glaube, ich habe gestern Abend zum ersten Mal in meinem Leben eine komplette Sendung der ARD-Talkshow "hart aber fair" gesehen. Thema am gestrigen Abend: "Machen Smartphones dumm und krank?" Würde ich an dieser Stelle eine Kritik zu der Sendung verfassen, würde diese einigermaßen vernichtend ausfallen. Die geladenen Gäste (unter anderem ein Gehirnforscher, eine Social Media Voluntärin, der Start-up-Investor Frank Thelen oder auch der aus dem Fernsehen bekannte Physiker Ranga Yogeshwar) wirkten wie Schauspieler, die allesamt mehr oder weniger extreme Positionen zu dem Thema vertraten, die einen als einigermaßen klar denkenden Menschen nur mit dem Kopf schütteln ließen. Aber ich schweife ab... Jener angesprochener Frank Thelen sprach in der Sendung immer wieder auch die Wichtigkeit von Programmierkenntnissen für die heutige Jugend an. Ein Thema, bei dem ihm nun auch Tim Cook beipflichtet.
Zwar nicht ganz so provokant wie Thelen ("Wer heute nicht programmieren kann, ist der Analphabet von morgen."), aber dennoch bestimmt wies Cook dabei auf die Notwendigkeit hin, das Entwicklen von Software verpflichtend in das Schulcurriculum aufzunehmen. Hiermit könne man nicht nur die sich immer weiter digitalisierende Zukunft mitgestalten, sondern auch an der Wirtschaft teilhaben. Unter anderem böte Apple den Entwicklern mit dem AppStore dabei eine Plattform, über die man ohne jegliche eigenen Vertriebskanäle in 155 Ländern weltweit seine Produkte verkaufen kann. Auch beim Marketing, beim technischen Support und beim generellen Vertrieb steht Apple professionellen und unabhängigen Entwicklern mit verschiedenen Dienstleistungen zur Seite. Um jedoch die Voraussetzungen zu schaffen, junge, interessierte Menschen für das Entwickeln von Software zu begeistern und zu fördern, sprach Cook sich dafür aus, Programmiersprachen ebenso in die Lehrpläne von Schulen zu integrieren wie Fremdsprachen. Ob sich Thelen und Cook abgesprochen haben, ist aktuell nicht bekannt. Mit Blick auf das deutsche Bildungssystem und als Angestellter an einer deutschen Hochschule kann ich die Forderungen der beiden allerdings bedingungslos unterstützen.
Wen das Thema interessiert, der findet das komplette Interview mit Tim Cook bei den niederländischen Kollegen von One More Thing und den Mitschnitt der oben angesprochenen "hart aber fair"-Sendung in der ARD-Mediathek.
Kommentare
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TreCool8992 am :
Tim Cook hat dennoch Recht. Aber wenn ich sehe, was viele Schulen für Rechner haben, sehe ich da eher schwarz.
GustavG am :
Informatik gehört heute meines erachtens nach definitiv dazu.
Das bedeutet nicht, dass jeder gleich als ausgebildeter Informatiker herangezogen wird. Das bedeutet lediglich, dass die Zusammenhänge und Grundkenntnisse vermittelt werden. Eben, wie die IT funktioniert. Dabei bitte nicht "Office Kurse" etc...
Danach kann jeder selber entscheiden, ob er sich tiefer mit Biologie oder Informatik oder Sport oder was auch immer beschäftigt.
Chris am :
Holger Ehrhardt am :
Solange es noch viele Schulen gibt, die mit SchülerInnen zu "kämpfen" haben, die nicht einmal die Muttersprache des Landes beherrschen, in dem sie lehren, sehe ich die Kompetenzen der Schulen in anderen Zweigen der Lehrstoffvermittlung als wichtiger an...
Denn: sonst könnte der Manager der Commerzbank fordern, dass sich die Schule mehr mit "Cum-Cum-" oder Zinsderivatgeschäften auseinandersetzt, der Chefvolkswirt von Volkswagen hätte gerne mehr Auseinandersetzung mit schummelsicherer Abgasreinigung und Uli Hoeneß will mehr Fußball im Lehrplan.
Ich denke auch, dass die Auseinandersetzung mit PCs und moderner Informationstechnik in die Schule gehört. Aber in Maßen und nicht mit dem Ziel, kleine Programmierter heran zu ziehen.
WGS am :
Kühe des 21. Jahrhunderts heißen: EDV, elektronische Medien, Internet usw. Leider werden sie oft auf das Niveau des heiligen Grals gehoben, in der Meinung, sie seien selig machen - was aber nicht ist.
Die Erbauer des Kölner Doms mussten ohne elektronische Hilfsmittel die Statik des Bauwerks berechnen. Als vor einigen Jahren eine Firma auf diesem Gebiet die Meinung vertrat, dass ein Computer mit einem genialen Softwareprogramm für Statik das Ganze in einem Bruchteil der Zeit berechnen kann, mußten mit Erschütterung feststellen, dass Computer nebst Software den Spagat machten und die Aufgabe als unlösbar ansahen.
Unsere Vorväter hatten nur ihren Gehirnkasten zur Verfügung. Diesen hatten sie mit der Kunst des Rechnens und Schreibens geschult. Dazu mit Auswendiglernen gestählt und das ganze mit einer guten Portion Phantasie garniert.
Das hat gepasst. Dies sollte uns daran erinnern, dass wir vieles vom Bereich Denken, was wir heute auf Maschinen abgeschoben haben, seit Jahrtausenden von unserem Gehirn geleistet wurde. Ohne neue Hardware- und fehlerhaften Software-Updates.
Deswegen stehe ich solchen vollmundigen Forderungen nach mehr Technik sehr skeptisch gegenüber.
Steve am :
WGS am :
Nur bin ich dagegen, Technik als Allheilmittel zu preisen, als den Fortschritt schlechthin. Viele Dinge, die man glaubt heute nur mit aufwendiger Technik realisieren zu können, konnte man vor Jahrhunderten auch schon - im und mit dem Kopf.
Technik soll unterstützen nicht ersetzen, denn dann verlieren wir das Wertvollste, was wir haben - unseren Geist.
Lupo am :
Jsan am :
Ich stimme Dir zu, dass Schüler zuerst die Unterrichtssprache beherrschen sollten, aber das gilt auch für alle anderen Fächer; und die Mehrheit hat damit hoffentlich keine Probleme.
Rolf Schmitz am :
Steve am :
Ich bin der Automobilindustrie beschäftigt und man kann wie vermutlich in anderen Branchen auch die letzten 2,3 Jahre massiv beobachten wie die ditale Transformation auf den (arbeits) Alltag einschlägt und sich Menschen in zwei Lager Spalten : Die überforderten Zauderer und die frustrierten techis. Und auch im Business Umfeld wäre eingrundlegendes Qualifizierungskonzept analog dem Artikel notwendig ... Und ich bin der Meinung die steht schon bei 5 vor 12. Auch wenn für manchen der Bedarf noch nicht so klar ist oder die Forderung zu aggressiv klingt... Grund aus meiner Sicht ist Das liegt daran
Steve am :
Grund aus meiner Sicht Ist die exponentielle Entwicklung der der Bedeutung der Digitalitaet in unseren Alltag. Man denkt mal nur an das Thema Kommunikation ... Vor 50 Jahren : graues Posttelephon mit Wählscheibe. Vor 25 Jahren: farbiges Tastentelephone. Vor 15 Jahren l: Nokia Handy. Vor 5 Jahren: Smartphone ala iPhone... Welches heute eigentlich nur als Randfunktion noch zum "tefonieren" genutzt wird.
Stellen wir uns mal vor was in 5 Jahren sein wird! Und wer heute nicht selbstverständlich ein Smartphone bedienen kann, die Funktionsweise und Prinzipien wie App und AppStore, cloud und Wireless , etc versteht der wird gleich dastehen wie jemand nur das graue Telephone von vor 50 Jahren kennt und jetzt ein Smartphone bekommt...
Winnie am :
Zum Glück durfte ich schon 1989 Basic am KC 85/3 lernen, und das in der 6 Klasse.
Das heutzutage darüber diskutiert wird, ob es in der Lernplan gehört oder nicht, ist traurig.
Ingo am :
Menschen müssen mit Tools und Programmen gestalten können aber nicht alles selber Programmieren.
Softwareentwicklung ist ein Beruf wie jeder andere auch und fertig. Die Schule ist keine Berufsausbildung.Ich gehe soweit und sage "Immer wird nur ein Bruchteil der Menschen programmieren bzw. programmieren können/müssen." Weil es einfach nicht benötigt wird. Wir bewegen uns alle mit Fahrzeugen(Fahrrad,Auto,Bus,Bahn,Flugzeug,..) durch die Welt aber nur ein Bruchteil der Menschen baut oder entwickelt diese.
Jsan am :