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Ein erster Blick: iCloud

Drei Tage ist die WWDC heute bereits alt und nach der Keynote am Montag sind die drei Themenschwerpunkte nach wie vor in aller Munde. Drei Themenschwerpunkte - drei Artikel. Nachdem ich am Dienstag bereits einen ersten Blick auf Apples für Herbst angekündigtes iOS 5 geworfen und mir gestern OS X Lion genauer angesehen hatte, kommt heute nun der letzte der drei Themenschwerpunkte an die Reihe: iCloud. Viel wurde im Vorfeld der WWDC gemunkelt und spekuliert. Und doch hat es Apple mal wieder geschafft, mit seiner ganz eigenen Interpretation des Cloud Computings alle zu überraschen. MobileMe wird zwar grundsätzlich noch bis zum Sommer 2012 laufen, aber dennoch bereits im Herbst von iCloud abgelöst. Kernstück des neuen Dienstes werden neun (Web)-Apps sein. Die ersten drei sind dabei die bisherigen MobileMe-Apps Kalender, Kontakte und Mail. Diese drei Apps werden ergänzt um AppStore, iBooks, Backup, Documents in the cloud, Photo Stream und iTunes in the cloud. Und das Beste daran: All dies bietet Apple mit 5 GB Speicherplatz kostenlos an! Als Bonus zu "iTunes in the cloud" kommt auch noch "iTunes Match" bei dem Apple auch nicht über den iTunes Store gekaufte Musik über die iTunes in the cloud bereitstellt. Einen Übrblick über den aktuellen Stand der Dinge, die Integration in OS X und iOS und was man sonst noch wissen sollte, liefern die folgenden Zeilen.

In den kurz nach der WWDC-Keynote verteilten neuen Betas von iOS 5 und OS X Lion ist die Vorbereitung für iCloud schon enthalten, wenngleich "nur" in einer Beta-Version. Und sogar in iOS 4.3 und iTunes 10.3 kann man bereits erste iCloud-Funktionen testen. Größere Veränderungen sind bei den aus MobileMe bekannten Apps Mail, Kalender und Kontakte nicht zu erwarten. Diese haben sich in der Vergangenheit bereits bewährt und wurden von Apple erst im vergangenen Jahr verbessert. AppStore, iBooks, Backup, Documents in the cloud, Photo Stream und iTunes in the cloud versprechen eine Menge Neuigkeiten und tolle Ergänzungsfunktionen zu den Apple-Geräten.

Die neuen Apps

Mit AppStore, iBooks und iTunes in the cloud wandern sämtliche Einkäufe über den iTunes Store direkt in die iCloud. Das bedeutet, dass alles was man an Apps, iBooks und Musik kauft (oder gekauft hat), automatisch für beliebig viele erneute Downloads auf ein mit dem entsprechenden iTunes-Account ausgestattetes Gerät zur Verfügung steht. Apple realisiert dies über einen kleinen Wolken-Button, der einen für den Dienst qualifizierten Einkauf kennzeichnet. Zudem kann man auch sowohl unter iOS, als auch über iTunes auf dem Rechner in einer Liste erkennen, welche Dinge schon in der eigenen iCloud lagern. Spannender Weise kann man über diese Funktion übrigens auch Einkäufe erneut herunter laden, die inzwischen schon gar nicht mehr im iTunes-, App- oder iBookstore zur Verfügung stehen.

Zudem kann man sowohl iTunes 10.3, als auch iOS ab Version 4.3 inzwischen so konfigurieren, dass auf einem Gerät getätigte Einkäufe automatisch an alle anderen entsprechend konfigurierte Geräte gepusht werden. Dies geschieht dann quasi völlig ohne User-Interaktion komplett automatisch über die iCloud.

Musik wird auf diesem Wege außerhalb der USA (noch) nicht verteilt. Ob dies lizenzrechtliche oder irgendwelche andere Gründe hat ist momentan unbekannt. Man darf allerdings davon ausgehen, dass die Funktion bis zum Start im Herbst zur Verfügung stehen wird.

Das iTunes bei jeder Synchronisierung mit einem iOS-Gerät ein Backup der Gerätekonfiguration, Accounts, iTunes-Einkäufe und Aufnahmen anlegt, dürfte allgemein bekannt sein. Auch diese Funktion lässt sich nun auf Wunsch in die iCloud verlagern. Zu beachten ist dabei jedoch, dass in diesem Fall iTunes keine automatischen Backups mehr anlegt.

Die in der iCloud enthaltenen 5 GB Speicherplatz werden für Mail, Dokumente und Backup genutzt. Offenbar wird sich bei Bedarf auch noch mehr Speicherplatz kostenpflichtig hinzu buchen lassen. Musik, iBooks und Apps werden übrigens dabei nicht berechnet.

Ebenso übrigens wie Photo Stream. Diese neue Funktion ließ sich bereits recht früh in den Konfigurationsdateien von iOS 4.3 blicken und findet letztlich seinen Weg in iOS 5. Über diese Funktion werden mit dem jeweiligen iOS-Gerät geschossene Fotos auf Wunsch automatisch in die iCloud übertragen und stehen von da aus automatisch auf allen anderen Geräten mit iOS 5 und (nach einem Update) auch unter iPhoto auf dem Mac zur Verfügung.


Die letzte neue App, Documents in the cloud, kann momentan nur zwischen den iWork-Apps der iOS-Version unter iOS 5 getestet werden. Grundsätzlich ist dies eine absolut nützliche Funktion, um schnell und einfach sämtliche mit iWork erstellte Dokumente auf allen Geräten immer und überall zur Verfügung zu haben. Ob dies das Ende von iWork.com bedeutet, oder ob dieses in "Documents in the cloud" aufgehen wird, muss noch abgewartet werden. In jedem Fall darf nun endlich zum Start des Dienstes auch mit einer neuen Mac-Version von iWork gerechnet werden.

Als "One more thing" präsentierte Steve Jobs schließlich "iTunes Match". Dieses Angebot kümmert sich im Rahmen von "iTunes in the cloud" um alles Songs in der eigenen iTunes-Mediathek, die nicht aus dem iTunes Store stammen. Diese werden, wenn sie ebenfalls im iTunes Store zur Verfügung stehen, genauso behandelt, wie gekaufte Musik. Dabei wird es keinen Upload auf die Apple Server geben. Stattdessen steht ein Download des entsprechenden Titels mit 256 kbps AAC und DRM-frei über "iTunes in the cloud" zur Verfügung. Sollte der Titel nicht im iTunes Store zur Verfügung stehen, wird er für den User auf Apples Server geladen. Der Dienst wird für einen jährlichen Betrag von $ 24,99 für bis zu 20.000 Titel zur Verfügung stehen.

Die Modalitäten

Der Start der iCloud bedeutet auch den Anfang vom Ende von MobileMe. Schaut man auf die bisherigen Info-Seiten von MobileMe wird einem dies auch direkt mitgeteilt. Zeitgleich hat Apple aber auch in einem eigenen Support-Dokument den Weg von MobileMe-Bestandskunden hin zur iCloud beschrieben. Dem zufolge wird Apple die Mitgliedschaft von allen Bestandskunden bis zum 30. Juni 2012 kostenlos verlängern, wenn man am 06. Juni 2011 über ein MobileMe-Konto verfügt hat. Nach dem 30. Juni 2012 wird MobileMe dann nicht mehr verfügbar sein. Wenn iCloud ab Herbst offiziell verfügbar ist, haben alle MobileMe-User die Möglichkeit, ihre Mails, Kontakte und Kalenderdaten auf den neuen Dienst zu übertragen. Darüber hinaus bleiben die me.com Adressen natürlich bestehen. Seit der Ankündigung von iCloud akzeptiert auch Apple übrigens keine MobileMe Testphasen oder Neuabschlüsse mehr.

Möchte man nicht von der kostenlosen Verlängerung seines MobileMe-Accounts bis 2012 Gebrauch machen, etwa weil man gerade erst seinen Account kostenpflichtig verlängert hat, kann man sich auch die Kosten ganz oder teilweise zurückerstatten lassen, wie ein entsprechender Knowledge Base Artikel erklärt. So bekommt man den kompletten Betrag zurück, wenn man MobileMe in den vergangenen 45 Tagen verlängert hat, verliert aber sofort seinen Zugriff auf die Inhalte und muss sich für iCloud neu einschreiben. Liegt die Verlängerung länger zurück, bekommt man einen anteiligen Betrag zurück, verliert aber ebenfalls sofort den Zugriff auf MobileMe.

Unklar ist aktuell übrigens, was mit der iDisk geschieht. Diese wurde auf der Keynote und auch auf den Info-Seiten mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt.

Die Kehrseite

Bei allen tollen Funktionen, die iCloud bietet, sollte man aber in Zeiten der Diskussion um Datenschutz auch die Kehrseite nicht vergessen. Bei allem, was man in der Cloud macht, lagert man die eigenen, teils vielleicht auch sensiblen Daten, auf dem Server eines Unternehmens, dem man hierdurch quasi sein digitales Leben anvertraut. Im Falle von Apple stehen die Server in den USA, was bedeutet das nicht die deutschen, sondern die (um einiges lockereren) Datenschutzgesetze dort gelten. Wenn man also ein Problem damit hat, etwa Facebook seine Fotos zur Verfügung zu stellen, sollte man bei Apple nicht anders verfahren. Ähnliches gilt für die Backup-App. Hierin dürften unter anderem auch SMS und sonstige private Dinge enthalten sein. Werden diese verschlüsselt? Hier sollte Apple vor Beginn des öffentlichen Starts noch einiges an Klarheit schaffen.

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Kommentare

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Till am :

Flo, ich möchte dir an dieser Stelle einmal ganz großes Lob für deinen Blog aussprechen! Du führst diesen Blog in einer ganz anderen Weise, als die massenhaft anderen vorhanden Apple Blogs. Hier herrscht beim lesen eine nahezu familiäre Atmosphäre, das ist genial! Super finde ich auch, wie ausführlich du auf die Themen eingehst und nicht immer nur alles was Apple veröffentlicht anbetest, sondern auch die Kritikpunkte erläuterst!
Weiter so! :)

kaY am :

Dem kann ich nur zustimmen!

STEFAN am :

Jeder der berechtigt lobt sollte einfach eine Spende an Flo senden! Geht echt einfach von der app aus.

oli- am :

Hmm... ich hab mir am 1. Juni einen MobileMe (Test)-Account zugelegt. Der ist ja die ersten beiden Monate kostenfrei. Meinst Du, der wird auch bis zum Juni 2012 kostenfrei verlängert? Dann hätte ich ja alles richtig gemacht. ;o)

Flo am :

Da würde ich nicht drauf wetten... Abgesehen davon, wird iCloud ja auch ab Herbst kostenlos verfügbar sein. Von daher macht es bei dir ja keinen großen Unterschied.

Phil am :

Super Zusammenfassung! Liest sich wie die anderen Artikel sehr gut. :) weiter so!

Jürgen am :

Neben iDisk ist mir auch noch nicht klar was mit iWeb und vor allem der MobileMe Gallery passiert. Wird man auch mit Photostream Alben veröffentlichen können und seinem (geschlossenen) Freundeskreis zur Verfügung stellen können?

Cemoi am :

Endlich mal jmd, der auch auf die Kehrseite hinweist. Der Cloud Hype nervt mich ziemlich. Aus Datenschutzgründen. Die meisten können sich über die Folgen gar keine Vorstellung machen.

Ähnlich das iMessage, was Apple standardmäßig erlaubt meine SMS zu lesen, wenn der Empfänger auch ein iPhone/iPad hat. Das nervt einfach.

Armin am :

Hallo Flo,
welche Erfahrungen hast Du mit AirPrint gemacht?
Es ist zum Mäuse melken ich bekomme keine Verbindung von meinem Ipad 1 bzw. IPod Touch zu meinem Hp Photosmart 310C .
Die Antwort ist immer Drucker nicht gefunden. Beide Idevices haben IOs 4.3.3, der Drucker hat den letzten Firmwarestand, die WLAN Verbindungsqualtät hat die höchte Güte, alle Geräte stehen im selben Netz der Router Easy Box ist neu alle Tips im Web habe ich durch, rebootet auch alles und trotzdem finden sich die Geräte nicht.
Skuriel ist das der Eprint Service via hp wunderbar von den Idevices funktioniert. Also via Cloud durch die halbe Welt bekomme ich meinen Ausdruck in wenigen Sekunden, nur den letzten Meter kriege ich im selben Zimmer nicht hin. Warum ?
Gibt es Hoffnung das IOS 5 hier einen Fortschritt bringt ? Ist AirPrint ggw. auf einem ähnlichen Entwicklungslevel wie WIFi auf dem Ipad im April vergangenen Jahres?
Ich bin für jeden Fingerzeig dankbar.
Gruß
Armin

Flo am :

Ich kann seit der Einführung von AirPrint über keinerlei Probleme klagen. Allerdings könnte dies auch daran liegen, dass ich die Entwickler-Tools auf meinen Geräten installiert habe und damit ja auch das Drucken auf nicht AirPrint-fähigen Druckern möglich war (ist). Kann an der Stelle also leider nicht wirklich weiterhelfen. Sonst jemand?

Cemoi am :

@Damien
Sorry dass ich mein Gehirn eingeschaltet habe. Geschrien habe ich übrigens nicht, sondern einen Fakt in die Diskussion gebracht. Und Payback, Twitter, Facebook und Co kennen mich nicht.

Kotushu am :

Was den Datenschutz angeht könnte es wohl problematisch werden, wenn wirklich jeder Inhalt, insbesondere bei in the cloud automatisch auf den Server übertragen wird. Hoffe, dass man die Funktion teilweise abschalten kann. Meine beruflichen Dokumente können nicht auf fremde Server gelangen. Weiß schon jemand was darüber?

Flo am :

Aktuell lassen sich alle iCloud-Funktionen einzeln de- und aktivieren.

eby am :

ich habe zwei iTunes Accounts und habe die Apps und tv shows mit beiden gekauft. hat jemand ne idee, wie das mit dem syncen und den backups mit der cloud funktionieren kann?

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