OS X Mountain Lion
Zwar fehlt die offizielle Ankündigung durch Apple noch, aller Voraussicht nach wird es aber wohl am kommenden Mittwoch soweit sein und OS X Mountain Lion im Mac AppStore online gehen. Zeit also, noch einmal kurz auf die wesentlichen Funktionen des neuen Betriebssystems einzugehen. Anders als Microsoft bei Windows ist Apple seinem Weg treu geblieben und verfolgt weiter das Prinzip "Evolution statt Revolution". Dabei folgt man auch weiter dem mit OS X Lion eingeführten Motto "Back to the Mac." bei dem beliebte Funktionen von den iOS-Geräten ihren Weg in OS X finden. Als Beispiele lassen sich hierfür unter anderem der Mac AppStore, Multitouch-Gesten, Launchpad oder auch das neue Design von Mail anführen. Mit OS X Mountain Lion wird dies nun konsequent fortgesetzt, so dass wir künftig auch Benachrichtigungen, Twitter-Integration und Messages auf dem Mac erleben werden. Das Update auf Mountain Lion wird nur noch über den Mac AppStore zum Preis von € 15,99 möglich sein und nur noch von den Vorgängerversionen 10.6 oder 10.7 unterstützt. Hat man einen Mac nach dem 11. Juni 2012 gekauft, erhält man das Upgrade auf Mountain Lion kostenlos. Weitere Informationen dazu gibt es auf einer eigens eingerichteten Webseite. Zudem muss natürlich auch die Mac-Hardware unterstützt werden. Mit Mountain Lion kompatibel sind laut Apples Upgrade-Page die folgenden Mac-Generationen:
- iMac ab Mitte 2007
- MacBook (weiß: ab Anfang 2009 / Aluminium: ab Ende 2008)
- MacBook Air ab Ende 2008
- MacBook Pro ab Mitte 2007
- Mac mini ab Anfang 2009
- Mac Pro ab Anfang 2008
- Xserve ab Anfang 2009
An Arbeitsspeicher (RAM) müssen für Mountain Lion mindestens 2 GB verbaut sein. Möchte man vernünftig mit dem Mac arbeiten, sollten es aber schon eher 4 GB oder 8 GB sein. Auf der Festplatte müssen für Mountain Lion noch mindestens 8 GB an Kapazität verfügbar sein. An dieser Stelle ein kurzer Tipp in eigener Sache für all diejenigen, die auf der Suche nach ein bisschen mehr Geschwindigkeit sind, denen aber eine SSD noch zu teuer ist. Ich verwende in meinem MacBook Pro (Mitte 2012, kein Retina) eine Seagate Momentus XT 750 GB Hybrid-Festplatte (Amazon-Link) und bin komplett von Performance und Speicherkapazität begeistert. Unter Umständen hält mit OS X Mountain Lion auch eine Kompatibilitätsprüfung Einzug in den Mac AppStore. So berichteten nach der Freigabe des Golden Masters verschiedene Entwickler, dass sie beim Versuch, Mountain Lion auf einem nicht kompatiblen Mac zu installieren einen Inkompatiblitätshinweis bekamen, der den Kauf von vorne herein unterband. Schön wäre, wenn dies künftig auch bei Drittanbieter-Apps funktionieren würde.
Wer sich zudem vorab noch informieren möchte, welche Drittanbieter-Apps eventuell Probleme mit dem neuen Betriebssystem haben könnten, schaut vor dem Update am besten noch einmal bei den Kollegen von RoaringApps vorbei. Und nun der versprochene Blick auf die neuen Funktionen.
Gatekeeper
Dass das Thema Sicherheit nun auch den Mac langsam aber sicher ingeholt hat, ist nicht erst sein dem Flashback-Trojaner bekannt. Gut ist daher in jedem Fall zu sehen, dass sich Apple dieses Themas annimmt und hierzu in OS X Mountain Lion den Gatekeeper einführt. Mit dessen Hilfe können User künftig eine von drei Optionen auswählen, aus welcher Quelle zu installierende Programme stammen dürfen. Dabei kann man festlegen, dass Software nur über den Mac AppStore, nur Software von durch Apple zertifizierte Entwickler oder auch jegliche andere Software geladen und istalliert werden darf. Apple möchte auf diese Weise verhindern, dass Schadsoftware auf das System gelangt.
Mitteilungszentrale
In iOS hatte Apple bereits mit iOS 5 die Mitteilungszentrale eingeführt, die nun auch ihren Weg auf den Mac findet. Hierin werden an einem
zentralen Ort alle wichtigen Systemmeldungen, wie eingehende Mails, Erinnerungen und später dann offensichtlich auch Meldungen von Drittanbieter-Apps gesammelt. Schlanke, sich selbst ausblendende Pop-Ups weisen den User zudem über den Eingang einer neuen Benachrichtigung hin. Eingeblendet werden kann die Mitteilungszentrale mithilfe einer Multitouch-Geste oder über einen Mausklick auf das entsprechende Icon oben rechts in der Menüleiste. Ebenso wie in iOS 6 wird auch die Mitteilungszentrale auf dem Mac einen "Bitte nicht stören"-Modus beinhalten.
Diktieren
Von Siri auf dem Mac sind wir zwar noch ein Stückchen entfernt, aber immerhin bringt Apple mit OS X Mountain Lion die aus iOS 5 auf dem iPad bekannte Diktierfunktion auf den Mac. Diese ist systemweit integriert und kann sowohl von den mitgelieferten Anwendungen, als auch von Drittanbieter-Apps unmittelbar genutzt werden. Somit kann man künftig beispielsweise seine Mails oder auch Texte in MS Word diktieren statt zu tippen. Die Funktion soll dabei lernfähig sein und sich nach und nach an den Sprachstil des Benutzers "gewöhnen". Und das dies nur ein Schritt auf dem Weg zum kompletten Siri auf dem Mac sein kann zeigt, dass Apple mit iOS 6 dann auch auf dem iPad ein komplettes Siri einführen wird. An Sprachen werden zunächst Deutsch, Englisch, Französisch und Japanisch unterstützt.
Messages
Mit OS X Mountain Lion sind die Tage des bisherigen Standard-Chat-Clients iChat auf dem Mac gezählt. Er wird künftig durch Messages (oder deutsch: Nachrichten) ersetzt und vollständig mit iMessages auf den iOS-Geräten integriert. Trotzdem bleibt es weiterhin möglich, auch andere Chat-Protokolle wie AIM, Jabber, Yahoo! Messenger oder Google Talk mit der App zu verwenden. Über Messages kann man künftig auch Nachrichten zwischen Mac, iPhone, iPad und iPod touch austauschen. Die Integration geht sogar so weit, dass man eine Konversation auf einem iOS-Gerät beginnen und auf dem Mac fortsetzen kann, oder umgekehrt.
Erinnerungen
Eine Erinnerungsfunktion gibt es auf dem Mac über iCal eigentlich schon länger. Diese Funktion gliedert Apple nun in eine wie aus iOS 5 bekannte eigenständige Erinnerungen-App aus. Diese lässt sich selbstverständlich auch wieder mit den iOS-Geräten synchronisieren und bringt auch die von dort bekannte ortsabhängige Erinnerung mit. Damit kann man sich an etwas erinnern lassen,
sobald man einen bestimmten Ort erreicht oder verlässt.
Teilen
Der Button zum Teilen von Inhalten war z.B. in Safari bereits seit der ersten Version von iOS enthalten. Mit Mountain Lion bringt Apple die so genannten "Share Sheets" nun auch auf den Mac. Wie in iOS auch lassen sich hiermit direkt aus Programmen heraus verschiedene Inhalte auf unterschiedlichen Wegen mit anderen Usern teilen. So lassen sich z.B. Links zu interessanten Artikeln direkt aus Safari heraus per Mail verschicken oder auch Dokumente via AirDrop an einen anderen Mac schicken. Auch Drittanbieter-Apps können diese Funktion verwenden, wenn sie entsprechend implementiert wurde.
Twitter und Facebook
Die systemweite Twitter-Integration ist in iOS bereits seit Version 5 enthalten, Facebook wird in diesem Herbst mit Version 6 folgen. Einen ähnlichen Ablauf wird es offenbar auch auf dem Mac geben, wenngleich nicht ganz so viel Zeit dazwischen liegen wird. Twitter wird dabei direkt beim Erscheinen von Mountain Lion verfügbar sein, Facebook soll dann im Herbst folgen. Die Integration kann dann auch von den Entwicklern genutzt werden, um sie in ihre Apps zu verbauen. Das Hinterlegen der Account-Informationen erfolgt auf dem Mac in den Systemeinstellungen, wodurch ein erneutes Einloggen für das Nutzen der Funktion nicht jedes Mal notwendig ist. Wahrscheinlich werden Meldungen von Twitter und Facebook dann auch in der bereits angesprochenen Mitteilungszentrale landen.
GameCenter
Während die iOS-Plattform auch immer interessanter für das Spielen wird und dabei schon so mancher tragbarer Konsole den Rang abgelaufen hat, schwächelt der Mac in diesem Bereich nach wie vor. Ein neuer Anreiz für Entwickler könnte das mit Mountain Lion kommende und ebenfalls aus iOS bekannte GameCenter bieten. Hiermit können weltweite Ranglisten geführt und Erfolge erspielt werden. Zudem können sich
Spieler untereinander vernetzen und (virtuell) gegeneinander antreten. Mit der Integration in Mountain Lion
können dann sogar Mac- gegen iOS-Spieler antreten.
Dokumente in der Cloud
Eigentlich hatte man diese Funktion bereits im vergangenen Jahr mit der Einführung von iCloud erwartet. In OS X Mountain Lion holt man es nun nach. Die Rede ist von "Dokumente in der Cloud". Hierüber soll es Nutzern möglich sein, Dokumente direkt aus den unterstützten Anwendungen heraus in die iCloud zu speichern und so von jedem anderen Mac oder iOS-Gerät aus zugänglich zu machen. Auch eine Synchronisation des aktuellen Bearbeitungsstandes erfolgt auf diese Weise. Hierzu befindet sich künftig bei unterstützten Apps ein Button im Öffnen-/Sichern-Dialog mit dem man zwischen lokalem Speichern und Speichern in der iCloud umschalten kann. Die Funktion "Dokumente in der Cloud" ist jedoch ausschließlich Anwendungen aus dem Mac AppStore vorbehalten.
AirPlay
Eine weitere von den iOS-Geräten bekannte und beliebte Funktion ist AirPlay. Hierüber lassen sich die Bildschirminhalte eines Macs drahtlos an ein Apple TV senden, von wo aus sie auf einem angeschlossenen Fernseher oder Beamer wiedergegeben werden können. Ersten Tests zufolge geschieht dies sogar nur mit einer minimalen Verzögerung. Allerdings unterstützen nicht alle Macs dieses Feature. Um AirPlay unter Mountain Lion nutzen zu können, darf der Mac nicht älter sein, als aus dem Jahr 2011.
Power Nap
Einen Blick in die Zukunft gestattet uns die neue Funktion "Power Nap", die jedoch ausschließlich auf Macs mit fest verbautem Flash-Speicher, also dem MacBook Air (nicht in der ersten Generation!) und dem Retina MacBook Pro zur Verfügung steht. Hiermit wird der Ruhezustand des Macs "intelligent" und kann trotz schlafendem System bestimmte Aktionen, wie z.B. das zeitbasierte Abholen von E-Mails oder das Laden von Updates durchführen. Sicherlich ein Fingerzeig darauf, was künftig möglich sein wird und eine absolut zu begrüßende Funktion. Abzuwarten bleibt, ob Apple Power Nap in Zukunft auch auf Macs mit nicht fest verbautem Flash-Speicher, also SSDs von Drittherstellern ausdehnen wird.
Weitere Kleinigkeiten
OS X Lion hatte bei seiner Einführung nicht nur Freunde gefunden, sondern auch einige Kritiker, allen voran mich. So wurden dem User verschiedene Neuerungen aufgedrückt, die eher als hinderlich oder lästig angesehen wurden. Mit Mountain Lion rudert Apple nun in verschiedenen kleinen Änderungen wieder ein Stück weit zurück. So lässt sich in den Einstellungen etwa die Option "Fenster nach Programmen ordnen" deaktivieren, wodurch in etwa die alte Exposé-Ansicht wiederhergestellt wird.
Und auch das der Funktion "Duplizieren" gewichene "Speichern unter..." kann zumindest auf einem kleinen Umweg mit dem Shortcut CMD-Alt-Shift-S wieder genutzt werden. Wahlweise kann man auch bei gedrückter Alt-Taste auf den Menüpunkt "Ablage" klicken, woraufhin das gute, alte "Speichern unter..." wieder verfügbar ist. Zudem lässt sich in den Systemeinstellungen nun auswählen, ob beim Beenden eines Programms (wie früher) die Änderungen gespeichert werden sollen.
Künftig werden Updates nicht mehr über die sich hinter dem Apfelmenü in der Menüleiste versteckende "Softwareaktualisierung", sondern nur noch über den Mac AppStore geladen. Das gilt sowohl für Apps, als auch für System-Updates. Auf Wunsch kann dies sogar (zumindest bei Systemupdates) ohne das Eingreifen des Users vollautomatisch geschehen.
Safari ist in Mountain Lion in Version 6 enthalten und bringt, wie auch iOS 6, eine Tab-Synchronisation via iCloud und die Offline-Leseliste mit. Wegfallen wird dafür dann aber die RSS-Funktionalität des Apple-Browsers. Auch in Mail wied diese nicht mehr enthalten sein. Es gibt aber im Mac AppStore inzwischen genügend Alternativen, die man stattdessen als dedizierten RSS-Reader verwenden kann.
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
MikeInB am :
Beage am :
Happy Striker am :
eine frage zu mountain lion. ich besitze seit gestern nun auch ein macbook pro mit retina display und bin da auf einen äußerst störenden fehler gestoßen. der finder merkt sich die fenstergrößen seiner fenster nicht, sobald man ihn neu startet (zb durch einen Neustart des Macs).
Gibt es dieses Verhalten in 10.8 immer noch oder wurde das behoben?
Flo am :
Sven am :
daniel am :
@Flo: heißt das wenn ich iWork auf DVD besitze kann ich Dokumente in der cloud nicht benutzen? Ich muss mir also die Programme im mac AppStore nochmal kaufen?
Und noch eine frage: meinst du das wir am Mittwoch auch iWork 13 sehen?
Flo am :
Hinsichtlich iWork '13 gibt es aktuell keinerlei Gerüchte. Vorstellen könnte ich es mir aber durchaus!
Pom am :
Wenn man eine App im Mac App Store kaufen will, muss man doch zuerst die Systemvoraussetzungen prüfen und da steht doch so und so viel grafikspeicher muss vorhanden sein. Und wie viel grafikspeicher hätte die Intel HD Graphics 4000 dann?
Bitte beantworten!!!
MfG
Pom
Flo am :
Lukas Grebe am :
vielen Dank für die Zusammenfassung. Mich würde interessieren ob Apple die vor installierten Interpreter/Compiler für ruby 1.8.7 vs 1.9.3, Python 2.7.1 vs 3.2.3 in Mountain Lion aktualisiert hat.
( ruby --version bzw python --version liefern auf der Konsole die antwort…)
Flo am :
Python: 2.7.2
scholle am :
veränder die spaltenbreite bei gedrückter alt-taste, dann merkt er sich das.
Stefan27 am :
Danke für deine Antwort oder Tipps ;-)
Flo am :
Foat am :