Die New York Times über den missbräuchlichen Umgang mit präzisen Geoinformationen von Smartphones
Die New York Times sorgt am heutigen Tag mit einem interessanten Bericht über den Umgang mit Ortsdaten von Nutzern für Aufsehen. So untersuchte die Zeitung eine Reihe von Apps dahingehend, welche Bewegungs- und Ortsdaten diese von ihren Nutzern erfassen und wie diese anschließend weiterverarbeitet werden. Auf diese Weise konnte man beispielsweise eine eindeutige Person identifizieren und deren Tagesablauf nachverfolgen. Eine andere iOS-App verschickt die gesammelten Daten gleich auch noch an 40 verschiedene (Werbe-)Unternehmen.
Grundsätzlich sollten Ortsdaten anonym und damit nicht an eine bestimmte Person gebunden verarbeitet werden. Die NYT fand nun heraus, dass dies aber mitnichten bei allen Apps der Fall ist. Unter anderem konnte man aus den Daten eines Smartphones ermitteln, dass die zugehörige Person ihr Haus in New York stets um 07:00 Uhr morgens verlässt, um zu einer 14 Meilen entfernten Schule zu fahren, wo sie jeden Schultag bis zum späten Nachmittag blieb. Dieses Muster trifft auf lediglich eine bestimmte Person zu: Lisa Magrin, eine 46 Jahre alte Mathelehrin. Die betreffende App ermittelte ihren Standort teilweise alle zwei Sekunden (im Schnitt alle 21 Minuten) und auch wenn der Name von Frau Magrin in der Datenbank nicht auftaucht, war es für die Journalisten der NYT ein Leichtes, die zu ihr führenden Verbindungen zu knüpfen.
In einem anderen Fall scheint das Smartphone zu einem Kind zu gehören. So geht aus den mitgeschnittenen Daten hervor, dass dieses auf dem Weg zur Schule stets an einem Spielplatz Halt machte, dort ein paar Minuten verblieb und anschließend das Schulgebäude betrat, wo es sich zwischen 08:00 und 15:00 Uhr aufhielt.
Erschütternd ist dabei vor allem, dass die 20 untersuchten Apps nicht allgemeine Bereiche erfasste, wo sich die Nutzer aufhielten, sondern spezifische Positionen. Die Apps wurden bereits im Vorfeld von Wissenschaftlern als potenziell riskante Apps identifiziert und die Untersuchtungen der New York Times bestätigten diesen Eindruck. 17 dieser Apps verschicken exakte Positionsdaten der Nutzer an zusammen ca. 70 Unternehmen. Besonders negativ sticht dabei WeatherBug unter iOS hervor, von wo aus Daten an gleich 40 Unternehmen gesendet werden.
Zudem bemängelt die NYT, dass in den meisten Fällen der Umgang mit den aufgezeichneten Geodaten nur unzureichend dargelegt wird. Eine App namens "theScore" beispielsweise spricht lediglich davon, dass man die Ortsdaten benötige, "to recommend local teams and players that are relevant to you". Die App verschickt diese Daten jedoch (auch) an 16 unterschiedliche Werbeunternehmen. Selbst die "Weather Channel"-App, die wohlgemerkt von einer IBM-Tochter betrieben wird, erklärt dem Nutzer, dass der Zugriff auf die Geodaten benötigt wird, um lokale Wetterinformationen anzuzeigen. Dennoch werden diese Informationen auch direkt brühwarm für einen Hedgefunds ausgewertet, den IBM auf seiner Webseite bewirbt.
Wer mal wieder richtig schlechte Laune bekommen möchte, kann sich den ganzen Artikel auf der Webseite der New York Times zu Gemüte führen. Und wie immer gilt: Wo Geld im Spiel ist, spielt die Moral keine Rolle...