Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich immer öfter Artikel damit einleite, dass ich entweder ein Update auch nach mehreren Tagen der Verfügbarkeit noch nicht installiert habe oder dass ich bestimmte neue Funktionen schlicht und ergreifend nicht nutze. Dies liegt vermutlich weniger daran, dass ich die Neuerungen grundsätzlich ablehne, als mehr daran, dass sie für mich und meine Arbeitsweise oftmals keine Problemlösung darstellen. Ein Beispiel hierfür ist unter anderem die Funktion "Bildschirmzeit" unter iOS, die Apple im vergangenen Jahr mit iOS 12 eingeführt hatte. Diese habe ich seither tatsächlich noch nicht ein einziges Mal genutzt. Ganz einfach weil sie mir an keiner Stelle weiterhilft.
Mit macOS Catalina sprang diese Funktion nun auch auf dem Mac - und macht hier für mich noch weniger Sinn. Mit diesem Gedanken bin ich dann auch nicht alleine. So hat sich der in der Apple-Szene bekannte Blogger Kirk McElhearn in einem längeren Artikel mit der Thematik auseinandergesetzt und kritisiert dabei vor allem Apples Umsetzung der Funktion, die man offenbar ohne groß nachzudenken von iOS auf den Mac portiert hat. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund ungeschickt, da Apple immer wieder selbst die unterschiedlichen Einsatzzwecke von iOS und macOS propagiert. Bei der Umsetzung von "Bildschirmzeit" unter macOS hat dies aber offenbar niemand bedacht.

Das prägnanteste Beispiel hierfür ist wohl die Zeit, die für die Nutzung von Apps erfasst wird. Unter beiden Systemen wird dabei die Zeit erfasst, die eine App genutzt wird. Das Problem: Während dies unter iOS immer genau die App ist, die auch gerade auf dem Display zu sehen ist, erfasst "Bildschirmzeit" unter macOS auch die Apps, die zwar laufen, allerdings überhaupt nicht aktiv genutzt werden. Dass dieser Wert vollkommen irrelevant ist, scheint in Cupertino niemand bedacht zu haben. Und so wundert sich McElhearn wie es sein kann, dass in seiner Nutzungsstatistik beispielsweise auch der Finder oder die Systemeinstellungen auftauchen, die über Stunden im Hintergrund schlummerten.
Ein weiteres Beispiel liefern die "Aktivierungen" unter denen erfasst wird, wie oft ein Mac beispielsweise neugestartet oder aus dem Ruhezustand aufgeweckt wird. Auch diese Statistik hat unter macOS deutlich weniger Aussagekraft im Vergleich mit iOS, wo man auf diese Weise erfassen kann, wie oft man sein Gerät in die Hand genommen und entsperrt hat.
Insofern wird die eigentliche Idee hinter der "Bildschirmzeit" am Mac vor allem durch die miserable und wenig durchdachte Umsetzung durch Apple kontakariert. Sinnvoll ist sie daher momentan vor allem für Eltern, die mit der Funktion die Mac-Nutzung ihrer reglementieren. Hier besteht ausnahmsweise mal eine sinnvolle Gemeinsamkeit bei "Bildschirmzeit" zwischen macOS und iOS.