Fortnite-Eskalation: Epic verlangte offenbar Sonderbehandlung von Apple
Wie bereits mehrfach in den vergangenen Zeit angemerkt, vergeht derzeit kaum ein Tag, an dem es kein neues Kapitel im AppStore-Streit zwischen den Fortnite-Machern von Epic und Apple gibt. Also machen wir auch weiter fröhlich mit diesem Thema weiter. Eigentlich war von Anfang an klar, dass es Epic mit der Einführung einer Bezahloption an Apple vorbei absichtlich auf eine Fortnite-Verbannung aus dem AppStore angelegt hat. Ansonsten hätte man wohl nicht unmittelbar danach eine Klage aus der Tasche zaubern können, die man noch am selben Tag gegen Apples Entscheidung eingereicht hat. Epic stellt sich dabei natürlich als Opfer dar und versucht dies auch mit dem Hashtag #FreeFortnite in den sozialen Medien zu vermitteln. Ganz so einfach scheint es dann aber doch nicht zu sein. Zumindest gibt es zu dem Streit eine bislang unbekannte Vorgeschichte.
So gab Apple nun gegenüber CNBC an, dass Epic bereits im Juni, also deutlich vor Beginn der Auseinandersetzung, auf Apples damaligen Marketing-Chef Phil Schiller zugegangen ist, um mit ihm eine Sonderbehandlung für Fortnite in Sachen AppStore-Abgaben auszuhandeln.
"On June 30, 2020, Epic's CEO Tim Sweeney wrote my colleagues and me an email asking for a 'side letter' from Apple that would create a special deal for only Epic that would fundamentally change the way in which Epic offers apps on Apple's iOS platform. [...] When Apple refused to fundamentally alter the way it does business to appease Epic, Epic resorted to sudden, unilateral action that blatantly breached its contracts with Apple."
Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund interessant, dass Epic Games CEO Tim Sweeney bislang stets angegeben hat, dass man keine Sonderbehandlung von Apple erwarte, sondern man als Speerspitze für die Rechte aller Entwickler kämpfen wolle. Stattdessen scheint man nach Apples Ablehnung eines axklusiven Deals eher die beleidigte Leberwurst gespielt und sich für den nun eingeschlagenen Weg entschieden zu haben. Schon beinahe lächerlich macht sich der Epic CEO dann auch noch durch einen offensichtlichen Copy&Paste-Fehler, durch den er Apple mit Android in Verbindung bringt. Derselbe Wortlaut dürfte also auch an Google gegangen sein, wo man ebenfalls aus dem Play Store flog. Der komplette Brief kann auf Twitter nachgelesen werden.
Please confirm within two weeks if Apple agrees in principle to allow Epic to provide a competing app store and competing payment processing, in which case we will meet with your team to work out the details including Epic’s firm commitment to utilize any such features diligently to protect device security, customer privacy, and a high-quality user experience. If we do not receive your confirmation, we will understand that Apple is not willing to make the changes necessary to allow us to provide Android customers with the option of choosing their app store and payment processing system.
Untermauert wird Epics offensichtlich durchgeplante Strategie zudem durch eine weitere Mail, die Sweeney am Morgen des Updates zur Einführung einer alternativen Zahlmöglichkeit an Phil Schiller geschrieben hat, in der er bekundet, sich nicht länger an Apples Zahlungs-Restriktionen halten zu wollen und die Umgehung von Apples In-App Käufen ankündigt.
Apple vergleicht Epics Vorgehen indes mit dem eines Ladendiebs. Wenn Entwickler an Apples AppStore-Kasse vorbei agieren, wäre dies dasselbe, als wenn ein Kunde einen Apple Retail Stores mit Produkten verlasse, ohne dafür zu bezahlen (via Axios). Nach wie vor steht Apples Drohung im Raum, Epics Entwickler-Account zum 28. August zu sperren, sollten die Fortnite-Macher bis dahin nicht einlenken und sich wieder an Apples AppStore-Regeln halten. Für den kommenden Montag ist eine erste gerichtliche Anhörung zu dem Fall angesetzt.