Seit Jahren wehrt sich Apple dagegen, dass die eigenen Geräte und Software mit einer Hintertür für Strafverfolgungsbehörden ausgestattet werden, damit auf diese Weise Verbrecher und Terroristen gejagt werden und deren Handys ausspioniert werden können. Grund ist vor allem der, das man befürchtet, diese Hintertüren könnten auch für andere als die angegebenen Zwecke ausgenutzt werden. Dass diese Befürchtung nicht unbegründet ist, zeigt der aktuelle Fall einer Spionagesoftware namens "Pegasus" der israelischen Sicherheitsfirma NSO Group, mit der zahlreiche Journalisten, Aktivisten und Regierungskritiker ausspioniert wurden.
Zu Tage gefördert haben dies Recherchen verschiedener Nachrichtenorganisationen, wie ihr sicherlich in den vergangenen Tage auch der allgemeinen Presse entnommen habt. Aus Deutschland waren an dieser Arbeit unter anderem der NDR, die Süddeutsche Zeitung und DIE ZEIT beteiligt. Dabei wurde entdeckt, dass die Software, die eigentlich für die oben genannten Zwecke konzipiert und vertrieben wurde, auch anderweitig und vor allem von autoritären und totalitären Regimen genutzt wird.
Während man sich bislang mit einem iPhone aufgrund der dort geltenden Sicherheitsmaßnahmen in diese Richtung für recht unangreifbar hielt, kam bei den Recherchen heraus, dass Pegasus auch auf den Apple-Geräten großflächig zum Einsatz kam. So hat das Amnesty International Security Lab insgesamt 37 iPhones ausfindig gemacht, auf denen die Software zum Einsatz kam. Diese nutzte dabei unter iOS 14.6 Sicherheitslücken in iMessage und Apple Music aus, um sich über einen sogenannten "Zero-Click-Angriff" unbemerkt auf den Geräten der betroffenen Nutzern zu installieren. Neben dem Ausspionieren der auf den Smartphones lagernden Informationen war Pegasus im vergangenen Jahr durch die angesprochenen Sicherheitslücken sogar in der Lage, sich Zugriff auf Mikrofon und Kamera der angegriffenen iPhones zu verschaffen.
Bei der NSO Group, den Entwicklern von Pegasus, weist man sämtliche Schuld von sich und verweist darauf, dass man ausschließlich mit Sicherheitsbehörden zum Zwecke der Strafverfolgung und Verbrechensbekämpfung zusammenarbeite. Sollte die Software zu anderen Zwecken eingesetzt werden, würde die Zusammenarbeit sofort beendet. Viel weiter möchte man sich in dem folgenden Statement gegenüber dem Guardian dann aber auch nicht in die Karten schauen lassen:
"NSO does not operate the systems that it sells to vetted government customers, and does not have access to the data of its customers' targets. NSO does not operate its technology, does not collect, nor possesses, nor has any access to any kind of data of its customers. Due to contractual and national security considerations, NSO cannot confirm or deny the identity of our government customers, as well as identity of customers of which we have shut down systems."
Auch Apple hat sich inzwischen gegenüber dem Guardian zu den Entdeckungen geäußert, verurteilt die Spionageangriffe auf die Smartphones von Journalisten, Aktivisten und Regierungskritikern und weist darauf hin, dass es genau diese Dinge seien, weswegen man sich gegen den Einbau von Hintertüren in seine Systeme sperrt:
"Apple unequivocally condemns cyber-attacks against journalists, human rights activists, and others seeking to make the world a better place. For over a decade, Apple has led the industry in security innovation and, as a result, security researchers agree ?iPhone? is the safest, most secure consumer mobile device on the market. [...] Attacks like the ones described are highly sophisticated, cost millions of dollars to develop, often have a short shelf life, and are used to target specific individuals. While that means they are not a threat to the overwhelming majority of our users, we continue to work tirelessly to defend all our customers, and we are constantly adding new protections for their devices and data."
Übrigens sind genau derartige Sicherheitslücken, wie sie von Pegasus ausgenutzt wurden der Grund, warum man nicht allzu lange mit dem Installieren von Updates auf seinen Geräten warten sollte. Hierin stecken nicht nur neue Funktionen, sondern vor allem auch Sicherheitsaktualisierungen, die derartige Lücken stopfen. Seit gestern Abend lässt sich iOS 14.7 auf allen unterstützten Geräten laden und installieren.