Apples Kinderschutz-Maßnahmen: Kritik und Unsicherheit an allen Ecken und Enden
Das hatte man sich in Cupertino sicherlich anders vorgestellt. An Stelle von zahlreichen Schulterklopfern nach der Ankündigung verschiedener Maßnahmen für einen besseren Schutz von Kindern auf seinen Geräten und Plattformen erhielt Apple von beinahe allen Seiten Kritik. Während die Verbesserungen bei Siri und der Spotlight-Suche sicherlich willkommen sind, wird vor allem das pauschale Scannen von Fotos auf den Geräten auf kinderpronografische oder sexuell anzügliche Inhalte vor dem Upload auf iCloud Fotos bzw. beim Senden und Empfangen von Nachrichten über die Nachrichten-App von vielen Seiten extrem kritisch gesehen.
Einer der Kritikpunkte richtet sich dabei vor allem darauf, dass mit der Einführung dieser Technologien künftig auch Tür und Tor für Regime geöffnet werden, die von Apple nicht nur verlangen, Kinderpornos mit ihr zu erkennen, sondern auch anderweitige, beispielsweise regierungskritische Inhalte. Zum Start von iOS/iPadOS 15, macOS Monterey und watchOS 8 wird das Scannen von Fotos ausschließlich in den USA aktiviert sein und Apple hat inzwischen erklärt, dass man die Funktion nur nach eingängiger Prüfung in anderen Ländern freischalten wird.
Was grundsätzlich erstmal gut klingt, hat allerdings durchaus einen Haken. Nimmt man das Beispiel China, ist Apple bereits mehrfach vor den dortigen Regelungen auch gegen die eigene Überzeugung eingeknickt, ganz einfach weil man sich den riesigen chinesischen Markt nicht entgehen lassen kann. Was nun also, wenn von China auf Apple der Druck ausgeübt würde, dass man die Funktion dort einführen und auch auf andere Bereiche ausweiten solle oder andernfalls den Markt verlassen müsse? Für China wäre dies halb so wild, verfügt man schließlich über eine aufstrebende eigene Smartphone-Industrie. Für Apple hingegen wäre der (im schlimmsten Falle) Ausschluss vom chinesischen Markt ein herber Schlag.
Edward Snowden, der vielleicht bekannteste Whistleblower der Welt erklärte jüngst, dass Apple, trotz einer eigentlich begrüßenswerten Absicht, auf mit dem Scannen von Nutzerfotos eine großagelegte Überwachung der gesamten Welt auf den Weg bringen würde. Frei nach dem Motto: Wenn sie heute auf Kinderpornos scannen können, können sie morgen auf alles andere scannen.
No matter how well-intentioned, @Apple is rolling out mass surveillance to the entire world with this. Make no mistake: if they can scan for kiddie porn today, they can scan for anything tomorrow.
— Edward Snowden (@Snowden) August 6, 2021
They turned a trillion dollars of devices into iNarcs—*without asking.* https://t.co/wIMWijIjJk
Auch die angesehene Electronic Frontier Foundation kritisierte Apples Pläne. Obwohl diese sehr ausführlich dokumentiert und gut durchdachte seien, bleibt eine Hintertür immer noch eine Hintertür.
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