Erst gestern sorgte die Meldung für Aufsehen, dass die deutsche Corona-Warn-App auf Android-Smartphones in den ersten Wochen ihrer Verfügbarkeit nicht korrekt funktionierte. Auf iPhones hingegen soll es das Problem mit der Hintergrundaktivität der Bluetooth-API von Apple und Google hingegen nicht gegeben haben. Wie es nach Recherchen der Tagesschau aussieht, scheint es aber auch unter iOS eine Fehlfunktion zu geben, die dazu führen kann, dass Nutzer zu spät bei einem möglichen Corona-Kontakt gewarnt werden. Die Entwickler von SAP, gemeinsam mit der Telekom für die Entwicklung der App zuständig, haben dies offenbar auch bereits bestätigt und sehen den Fehler bei Apple. So erklärte Thomas Klingbeil, der Software-Architekt der Corona-Warn-App bei SAP:
"Da gibt es Probleme, und ich hoffe ganz stark, dass die entweder sehr, sehr schnell beseitigt werden oder wir einen wirksamen Workaround finden, (…) um trotzdem die Funktionalität auf die Beine zu stellen."
Der Grund für die Probleme ist offenbar auch in diesem Fall im Berich der Hintergrundaktualisierung zu suchen, die offenbar nicht zuverlässig aufgerufen wird. Aus diesem Grunde erscheint keine Push-Benachrichtigung, die den Nutzer auf einen möglichen Kontakt hinweist. Die grundsätzliche Funktionalität ist zwar gegeben, allerdings muss man die App in diesem Fall öffnen, um zu erfahren, ob man eventuell mit einer infizierten Person in Kontakt war.
Anders als unter Android besteht das Problem unter iOS nach wie vor. Die Entwickler der App sehen hier vor allem Apple in der Pflicht, wo man den Fehler mittlerweile auch eingeräumt habe. Offenbar ist in iOS ein sogenannter Scheduler verbaut, der dafür sorgt, dass die Corona Warn App sich einmal täglich mit dem Server verbindet und seine Daten abgleicht. Laut Peter Lorenz, Chefentwickler der Deutschen Telekom, hat "dieser Scheduler hin und wieder einen Schluckauf".
Entdeckt wurde der Fehler den Entwicklern zufolge vor einer Woche. Gleiches gilt für die ebenfalls betrofffenen Apps in der Schweiz, in Österreich und Italien. Das tatsächliche Ausmaß wurde allerdings erst gestern, nach dem Bekanntwerden der Probleme unter Android bekannt. Das Gesundheitsministerium erklärte inzwischen:
"Die Entwickler arbeiten mit Hochdruck an einem Weg, die systembedingten Einschränkungen zu umgehen, bis Apple das Systemproblem selbst gelöst hat", Bis Anfang der Woche hoffen die Entwickler einen entsprechenden Workaround gefunden zu haben. Festzuhalten bleibt, dass sowohl unter Android als auch unter iOS auch ohne die Hintergrundaktualisierung anonyme Codes mit anderen Smartphones ausgetauscht werden. Allerdings wird ein Nutzer bei fehlender Hintergrundaktualisierung nur dann über ein Ansteckungsrisiko informiert, wenn er die App öffnet, da dann der Datenabgleich mit dem Server quasi manuell angestoßen wird.
Aktuell ist noch unklar, wie viele Geräte von den Problemen betroffen sind. Insgesamt wurde die App in Deutschland bereits 16,2 Millionen Mal heruntergeladen. Wer sich dafür interessiert, ob die Kontaktüberprüfung der Corona Warn App auf dem eigenen Smartphone Lücken aufweist, kann dies in den Einstellungen des Geräts prüfen. Hierzu folgt man den folgenden Schritten:
iOS:
Einstellungen > Datenschutz > Health > COVID-19-Begegnungsaufzeichnungen > Begegnungsüberprüfungen
Android:
Einstellungen > Google > COVID-19-Benachrichtigungen an
Normalerweise sollen pro Tag bis zu 14 Datensätze abgerufen werden - einen für jeden der zurückliegenden 14 Tage. Wichtig: Diese Zahl sagt nichts darüber aus, ob oder wieviele Kontakte die App mit anderen Corona-Warn-Apps ermittelt hat. Gibt es Lücken bei den Daten der Überprüfungen, deutet dies darauf hin, dass es hier ein Problem gab. Bleibt zu hoffen, dass dieses hoffentlicht bald behoben wird. Bis dahin kann man sich selbst damit behelfen, indem man die Corona Warn App einmal täglich manuell öffnet.
Derartige Probleme mit der Corona Warn App sind für ihre Akzeptanz natürlich maximal ungünstig. Von Beginn an war das Vertrauen der Bürger in die App ein wichtiger Aspekt. Dieses wird durch derlei Meldungen natürlich alles andere als gestärkt, auch wenn Fehler bei der Softwareentwicklung absolut normal sind. Dennoch nehme ich die Meldung gerne noch einmal zum Anlass, um ein wenig Werbung für sie zu machen. Solltet ihr noch nicht zu den 16,2 Millionen Nutzern gehören, die die App bereits geladen haben, möchte ich euch hierzu absolut ermutigen. Ihr könnt damit helfen, mögliche Infektionsketten zu unterbrechen und somit bei der Eindämmung des Virus zu helfen. Der folgende Link führt direkt zu der offiziellen App im iOS AppStore: Corona-Warn-App

Inzwischen haben Apple und Google den Quellcode der von Ihnen in Kooperation entwickelten APIs, auf der die deutsche Corona-Warn-App basiert, übrigens als Open-Source-Projekte veröffentlicht. Den Android-Teil von Google findet man auf Github, den iOS-Teil von Apple auf den Entwickler-Webseiten.
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