Apple CEO Tim Cook erschien am gestrigen Tage gemeinsam mit seinen hochrangigen Kollegen von Alphabet/Google, Amazon und Facebook vor einem Ausschuss der US-Kartellbehörde, um zu Vorwürfen der Monopolbildung in seinem AppStore sowie den dort geltenden Regelungen, Gebühren und Beschränkungen Stellung zu nehmen. Wie zu erwarten, kamen dabei durchaus interessante Interna ans Tageslicht, während Cook den AppStore seines Unternehmens gegen die Anschuldigungen verteidigte. Ein oft genannter Kritikpunkt an Apples AppStore wird an der 30%-igen Apple-Abgabe auf alle Umsätze im Store festgemacht. Diese gilt im ersten Jahr auch für In-App Abonnements, ehe sie ab dem zweiten Jahr auf 15% sinkt. Wie nun aus Dokumenten hervorgeht, plante Apple ursprünglich sogar eine Abgabe in Höhe von 40% auf diese Abonnements (via Bloomberg). Nach verschiedenen internen Diskussionen habe man sich dann aber doch auf 30% geeinigt.

Tim Cook betonte in der Anhörung zudem, dass Apple seine Gebühren seit Einführung des AppStore nicht erhöht, sondern (mit Blick auf die 15% für Abonnements ab dem zweiten Jahr) sogar gesenkt habe. Darauf angesprochen, was Apple davon abhalten könnte, die Gebühren in Zukunft nicht doch zu erhöhen erklärte Cook, dass Apple mit seinen Gebühren auch den Marktgesetzen unterliege. Auch Apple müsse darum kämpfen, dass Entwickler Apps für seine Plattformen entwickeln. Hier stünde sein Unternehmen in einem "Street Fight" um Marktanteile mit den verschiedenen anderen Anbietern auf dem Smartphone-Markt:
There's competition for developers just like there's a competition for customers. And so competition for developers, they can write their apps for Android, or Windows, or Xbox, or PlayStation. We have fierce competition at the developer side and the customer side. Essentially, it's so competitive I'd describe it as a street fight for market share in the smartphone business.
Kurz vor der diesjährigen WWDC entbrannte eine heftig diskutierte Kontroverse um die Mail-App "Hey", die Apple aus dem AppStore zu werfen drohte, da sie angeblich gegen Apples Anforderung verstoße, sämtliche über die App abgewickelten Geschäfte per In-App Purchase zu realisieren. "Hey" war prinzipiell nutzlos wenn die Nutzer nicht außerhalb des AppStore ein kostenpflichtiges Abonnement abschlossen, mit dem sie sich dann innerhalb der App anmeldeten. Apple hingegen bestand darauf, dass diese Abonnements auch über die App abgeschlossen werden können müssen - inkl. der Abgabe für In-App Purchases an Apple. Auf dieses Thema angesprochen, hatte Cook nicht viel zu erwidern, außer dass das Problem gemeinsam mit den Entwicklern gelöst werden konnte und dass der AppStore den Anbietern jede Menge Vorteile biete:
"Hey is in the ?App Store? today and we're happy that they're there. I believe they have a version of their product for free so they're not paying anything on that. I would also say that the 15 or 30 percent is for lots of different services, compilers, programming languages, APIs, etc. [...] It's an economic miracle that the ?App Store? allows a person in their basement to start a company and serve 170 countries in the world. I believe it's the highest job creator in the last decade."
Immerhin gestand Cook auch ein, dass Apple hin und wieder auch mal Fehler bei der Bewertung und Zulassung von Apps mache. Dies sei allerdings normal, wenn man die Menge an neuen Apps und Updates bedenkt, die man jede Woche begutachten müsse.
"I'm sure we made errors. We get 100,000 apps submitted a week and there are 1.7 million apps in the ?App Store?."
Ein weiterer wichtiger Punkt der Anhörung war die Frage danach, ob Apple seine eigenen Dienste und Anwendungen gegenüber denen von Drittanbietern im AppStore bevorzuge. Konkret wurde dies während der Anhörung am Beispiel der sogenannten "Parental Control Apps" diskutiert, von denen Apple einige aus dem AppStore entfernen ließ, nachdem man selbst seine direkt in iOS integrierte Bildschirmzeit-Funktion eingeführt hatte. Cook entgegnete, dass die betroffenen Apps das Mobile Device Management (MDM) führ ihre Dienste zweckentfremdet hätten, was im Widerspruch zu Apples AppStore-Regeln stand. MDM-Funktionen sind grundsätzlich vor allem für Unternehmen gedacht, um die iPhones ihrer Mitarbeiter zentral zu verwalten. Hierdurch können sich aber auch Datenschutz-Probleme ergeben, da auf diese Weise auch auf verschiedene Daten auf den Geräten zugegriffen werden kann. Apple wollte dies laut Cook mit Blick auf die Sicherheit der Kinder unterbinden:
"We were worried about the safety of kids. [...] These apps were using an enterprise technology that provided them access to kids' highly sensitive personal data. We do not think it is O.K. for any apps to help data companies track or optimize advertising of kids."
Angesprochen auf das fragwürdige Timing der Entfernung der Apps kurz nach der Einführung von "Screen Time" konnte Cook nur ausweichend antworten, gab aber an, dass es nach wie vor "Parental Control Apps" im AppStore gebe, die sich an die Regeln halten. Grundsätzlich habe Apple ein großes Interesse daran, jede App in den AppStore zu bringen, die man kriegen könne. Dies zeige auch die aktuelle Auswahl von über 1,7 Millionen Apps weltweit.
Immer wieder führte Tim Cook Apples Prämisse ins Feld, dass man jeden Entwickler im AppStore gleich behandeln würde, egal ob es sich um eine große Entwickler-Schmiede oder um einen kleinen unabhängigen Entwickler handle - die Regeln gelten für alle gleich.
"We care deeply about privacy and quality. We look at every app, but the rules apply evenly to everyone."
Hiergegen führten die Abgeorndeten allerdings an, dass für Apps wie Amazon Prime dann ja doch andere Regelungen gelten würden und dort Inhalte ohne die Notwendigkeit der Apple-Abgabe angeboten werden können. Dies würde den Eindruck erwecken, dass Apple diese Regelungen entsprechend zurechtbiegen würde, sobal das Unternehmen selbst daraus einen Profit ziehen könne. Darauf angesprochen wich Cook allerdings nur aus und wiederholte die Aussage, dass man grundsätzlich jede App akzeptieren würde, die Apples Regelungen für den AppStore entspricht.
Wer Zeit hat: Die fünfeinhalbstündige Anhörung kann in dem unten eingebetteten YouTube-Video nachbetrachtet werden.
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