Das Kommunikationsproblem: Apple wurde bereits vor über einer Woche über FaceTime-Bug informiert
Ich, genau wie viele meiner Leser, bin noch mit dem herkömmlichen Telefon und der guten, alten Briefpost aufgewachsen. Irgendwann gesellte sich das klassische Handy hinzu, schon bald dann auch die E-Mail. Heute wirkt all dies schon beinahe altbacken. Und bevor ihr anfangt euch zu fragen, worauf ich eigentlich hinaus will, sei gesagt, dass ich all dies im Zusammenhang mit der in der vergangenen Nacht bekanntgewordenen schweren Sicherheitslücke in Apples FaceTime-Dienst. Dabei ist der Kern dieses Artikels jedoch nicht FaceTime selbst, sondern die Art und Weise, wie dieser Fehler gegenüber Apple kommuniziert wurde.
Wie sich inzwischen herausstellte, hat der Entdecker des Bugs bereits vor über einer Woche versucht, Apple hierüber zu informieren. Wohlgemerkt versucht. Dass dies fehlgeschlagen ist sieht man alleine an dem Umgang Apples mit dem Thema inkl. der inzwischen erfolgten hektischen Abschaltung von FaceTime Gruppenanrufen aufgrund des Bugs.
Doch der Reihe nach. Wie die Kollegen von MacRumors berichten, hat die Twitter-Nutzerin MGT7500 den Apple Support in einem Tweet am 20. Januar verlinkt, in dem sie berichtete, dass ihr 14-jähriger Sohn ein Problem mit FaceTime-Gruppenanrufen entdeckt habe - nämlich genau das Problem, welches in der vergangenen Nacht öffentlich bekannt wurde. In einem weiteren Tweet vom 21. Januar wurde dann neben dem Apple Support auch noch CEO Tim Cook verlinkt.
Und genau hier sehe ich das Problem, auf das ich mit meinem kleinen Rückblick eingangs hinaus wollte. Setzt man nämlich die Reihe der verschiedenen Kommunikationswege fort, kommt man irgendwann zu Facebook, WhatsApp und ja, Twitter. Nun mag ich vielleicht schon etwas zu alt sein, aber Twitter ist aus meiner Sicht der wohl schlechteste Weg der Kontaktaufnahme. Auf der anderen Seite muss allerdings auch festgehalten werden, dass Apple ja einen Account für den Apple Support betreibt, weswegen dieser Weg dann irgendwie doch wieder legitim erscheint.
Darüber hinaus erklärte die genannten Twitter-Nutzerin im Laufe des heutigen Tages, dass sie außer den Tweets auch eine E-Mail an Apples Product Security Team geschickt habe - ebenfalls vor über einer Woche. Ein zugehöriger Screenshot der Mail soll dies belegen. In diesem Zusammenhang gab die Nuzerin auch an, von Apple eine Belohnung im Rahmen des öffentlicht ausgerufenen "Bug Bounty Programs" gefordert zu haben. Hierauf wollte man in Cupertino offenbar jedoch nicht eingehen. Dennoch kontaktierte die Nutzerin Apple weiter per Telefon, Fax und einem offiziellen Bugreport. Eine passende Reaktion von Apple blieb jedoch bekanntermaßen aus.
Das Problem ist dabei natürlich vielschichtig. Während ich zunächst nur den Kopf über die Nutzerin geschüttelt habe als ich las, dass die Kommunikationsaufnahme per Twitter erfolgte, verlagerte sich das Problem spätestens dann in Richtung Apple, als bekannt wurde, dass auch andere Kommunikationswege versucht wurden. Nun kann man davon ausgehen, dass Apple jeden Tag unzählige vermeintliche Fehlermeldungen auf diesen Wegen erhält, was es natürlich schwierig macht, die echten von den falschen zu unterscheiden. Eine Einzelfallüberprüfung ist da vermutlich schlicht nicht immer möglich. Problematisch wird dies aber spätestens dann, wenn einem ein Bug dermaßen auf die Füße fällt, wie im aktuelle Fall.
Festzuhalten bleibt daher einmal mehr, dass Apple in den ersten Wochen des Jahres kein wirklich gutes Bild abgibt. Und einmal mehr ist es auch die mangelnde Kommunikation aus und mit Cupertino, die deutlich zu wünschen übrig lässt. Abgesehen davon, dass auch ich aus dem Stehgreif nicht einmal gewusst hätte, welches wohl der beste Weg gewesen wäre, Apple über den Bug zu informieren. Vermutlich hätte ich den Weg über meinen Entwickler-Account gewählt.
Ein offizielles Statement von Apple fehlt zu dem Thema übrigens nach wie vor. Lediglich gegenüber Axios hat man das Problem kurz bestätigt und angekündigt, noch diese Woche ein Software-Update zu veröffentlichen, welches es beheben soll. Um die Zeit bis zur Verfügbarkeit des Updates zu überbrücken, wurden Gruppenanrufe über FaceTime vorübergehend serverseitig von Apple deaktiviert. Man darf abwarten, wie Apple mit dem Thema weiter umgeht. Speziell auch im Hinblick auf die nun publik gewordene, einmal mehr misslungene Kommunikation.